Thema: Können Gefühlsblinde anderen Menschen helfen ?

Deutsches Alexithymie Forum > Betroffene und Angehörige

Können Gefühlsblinde anderen Menschen helfen ?
23.03.2019 von User19766M87

Hallo
Ich wäre für Hilfe mehr als dankbar. Meine Geschichte ist kompliziert aber ich versuche sie kurz zu halten. Ich bin 70 Jahre alt, lebte alleine, habe eine 45 Jahre alte Tochter die da 90 km von mir entfernt wohnte. Vor 8 Jahren erkrankte ich an einem komplizierten Bandscheibenvorfall der extreme Nervenschmerzen verursachte , außerdem konnte ich sofort nur noch wenige Schritte gehen, ich brauchte dringend Hilfe. Meine Tochter wirkte bei seltenen Besuchen seltsam desinteressiert, sie gab auch kaum Hilfestellung. Sie hatte vor einigen Jahren eine Depression und machte eine Therapie mit. Vor 2,5 Jahren zog sie in eine andere Stadt und fragte mich ob ich mitziehen wollte. Ich bekam eine eigene kleine Wohnung in der Nähe und war voller Hoffnung. Aber es wurde sofort sehr schwierig da sie sich kaum um mich kümmerte, mein Krankheitsbild Interessierte sie nicht, sie sorgte nicht für ärztliche Behandlung, ja ich wurde irgendwie nur weggesperrt. Aber sie ist wieder wegen schwerer Depression länger krank geschrieben, soll wohl in eine Tagesklinik, sie teilt sich mit nicht mit, konnte sie noch nie. Ihr Verhalten entspricht schon diesem Krankheitsbild.
Und ich liebe meine Tochter, egal wie sie ist. Ich wünsche so sehr das es ihr gut geht aber ich bin so furchtbar hilflos wie ich mit ihr umgehen soll. Ich selbst bin körperlich total am Ende, im Moment kann ich fast nichts mehr selbst. Einige Male in der Woche kommt eine Frau die meine Wohnung in Ordnung hält, es gibt eine Putzfee, ein Lieferdienst bringt notwendiges. Ich habe immer versucht meine Tochter nicht zu belasten aber ich selbst, ja wie soll ich sagen, ich bin sehr sehr krank und irgendwie sehr alleine, einfach am Ende.
Ich brauche eure Erfahrungen, bitte helft mir. Kann meine Tochter meinen Zustand gar nicht erkennen, überfordere ich
sie ? Ich kann zum Glück die vielen Helfer bezahlen, sie braucht sich nur darum kümmern das ich ärztlich gut versorgt bin, sie müsste sich ein bisschen mit dem Krankheitsbild beschäftigen. Ich weiss ja gar nicht so ich wohne, kenne kein Krankenhaus hier, der Hausarzt ist nicht sehr fähig.
Was meint ihr, überfordere ich meine Tochter obwohl ich ihre Belastung schon so reduziert habe oder habe ich sie immer zu sehr verwöhnt, verschont von allem, zu wenig gefordert ?
Danke das ihr so geduldig gelesen habt und danke für eure Hilfe.

30.06.2019 von User67699N54

Guten Tag,
Sollte deine Tochter mit schweren Depressionen diagnostiziert worden sein, dann bedeutet das, dass sie ein schwerwiegendes Krankheitsbild hat. Diese sind wiederum auch genetisch bedingt und schwere Depressionen sind zudem auch chronisch. Es kann durchaus sein -was sogar sehr wahrscheinlich ist- dass sie überfordert ist. Schon bei leichten Depressionen heißt es, dass Menschen sich mit alltäglichen Situationen überfordert fühlen können. Depressionen wären nämlich nochmal was anderes als Alexithymie.

Mein Rat: Wenn du gut darin bist Emotionen zu verstehen, dann versuch sie zu kontaktieren und zu fragen wie es ihr geht.

Ich selbst weiß nicht, ob ich Alexithymie habe, aber einen Zugang zu meinen Gefühlen habe ich auch nicht. Meine Eltern haben mich, wie mein Therapeut sagen würde "bombardiert" mit Problemen. Nur ist das nie großes Thema bei mir gewesen, weil es mir im Inneren egal war/ist.
Trotzdem habe ich Bekannte, die von dieser Überforderung berichten, deshalb gehe ich Mal ganz stark davon aus, dass es nicht daran lag sein Kind behütet zu haben. Es ist die Aufgabe von Eltern Kinder auf das Leben später vorzubereiten, aber auch nicht zu überfordern.

Sollte deine Tochter überfordert sein, liegt es wahrscheinlich an der Depression. Depressionen sind genetisch bedingt. Sie werden/können durch äußerliche Faktoren ausgelöst werden, wer allerdings eine "Neigung" dazu hat, der wird leider daran erkranken.
Schuldzuweisungen sind in deinem Fall jetzt nicht hilfreich. Es klingt vielleicht jetzt etwas blöd, aber Versuch dich auf dich zu konzentrieren, werde gesund und finde heraus was deine Tochter denkt bzw wie du ihr auch helfen kannst. Elterliche Unterstützung kann sich positiv auf Depressionen wirken.

Sollte dich die Tatsache zu stark belasten, wäre es vielleicht auch nicht schlecht selbst eine Therapie in Anschlag zu nehmen oder mit Freuden/Familie (falls vorhanden) zu reden.

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