Thema: Meine Geschichte

Deutsches Alexithymie Forum > Betroffene und Angehörige

Meine Geschichte
07.08.2019 von Tool

Hallo.

Ich habe aktiv nach einem Forum für Alexithymie gesucht und bin hier fündig geworden. Ich möchte einiges über mein Wesen Preis geben.

Auf dieser Seite steht oben "Gefühlsblindheit", für mich persönlich passt tatsächlich "Gefühlskälte" besser. Ich sehe bei anderen deren Gefühle, es lässt mich nur einfach kalt. Ich kann auch gut zwischen echten Gefühlen und gespielten unterscheiden!

Lange dachte ich, ich wäre von Zeit zu Zeit einfach nur Manisch Depressiv. Später kamen leichte Züge von Autismus dazu.
Mittlerweile kann ich mich am ehesten mit Alexithymie identifizieren. Die ist immer da. Zu den anderen Punkten erstmal mehr:

Mich interessieren komplexe Systeme und ich analysiere gerne. Ich finde Fehler in komplexen Systemen recht schnell oder habe zumindest eine Vermutung, der ich dann nachgehen kann. Wenn etwas irgendwie nicht passt, springt es mir einfach ins Auge. Dinge sollten ihre Ordnung haben. - Das zum Thema autistische Züge.

Ich habe einen großen Sinn für Gerechtigkeit. Auch wenn ich gefühlskalt bin, würde ich nie jemanden verletzen.
Seelisch lässt es sich leider nicht immer vermeiden.

Ich bin trotz meiner Kälte recht beliebt. Da ich Fehler gut erkenne, den Gerechtigkeitssinn habe und durch meine Alexithymie keine große Probleme habe auf die Probleme hinzuweisen, bin ich auf der Arbeit derjenige, der das ausspricht, was viele denken oder nicht mal so weit gedacht haben, aber es danach auch so sehen.

Ich bin eher introvertiert.
Ich kann deutlich besser schreiben, als reden. Ich sehe nur Menschen in die Augen, die ich gut leiden kann.

Ich bin nicht abhängig von Nikotin, Alkohol oder härteren Drogen. Muss aber sagen, dass mich gelegentlicher Alkohol schon etwas "normaler" werden lässt. Agressiv werde ich davon nie. Ich nehme keine Medikamente.

Ich bin jetzt 39 Jahre alt und vor ca. 30 Jahren ist meine Oma gestorben. Ich konnte deshalb aber einfach nicht weinen. Ich dachte damals, dass es vielleicht der erste Schock war und das später kommt mit dem unendlich traurig sein. Kam aber nicht. Auch bei späteren Vorfällen war ich weder sehr traurig, noch sehr glücklich. Ich habe eine Zeit im Vertrieb gearbeitet. Dort wird ja viel mit Belohnung (Provision) gearbeitet. Zum einen hat mich die Belohnung nicht gejuckt um da mehr zu bringen, noch die Arbeit mit Menschen selbst. Heute arbeite ich in der IT und repariere Datenbanken in einem großen Verbund an Systemen,was mir auch liegt.

Ab und an ...Ich würde sagen alle zwei bis vier Jahre, habe ich eine Zeit von drei bis neun Monaten, in der ich eine Art erwachen bekomme. Ich werde Manisch depressiv, Gedanken kreisen ständig umher, bekomme auch körperliche Beschwerden die nicht auf Organische Ursachen zurück zu führen sind (Kreislauf, Herzstolpern) und ich bekomme etwas, was Gefühle zu sein scheint. So, als ob man zu lange auf dem Arm gelegen hat. Der taube Arm ist der Normalzustand und plötzlich kribbelt es und Informationen kommen, mit denen ich nicht umgehen kann.

Ich habe keine Kinder, aber es steht aktuell an, ob wir welche bekommen sollten. Das innerliche Gefühl unbedingt Kinder haben zu wollen, wie bei meinen Freunden, hatte ich noch nie. Meine Partnerin auch nicht. Wir wollen im Alter nicht alleine da stehen, aber Kinder zum Selbstzweck zu bekommen, ist auch irgendwie falsch.

Apropos... Meine Eltern sind auch nicht gerade emotionale Menschen. Möglicherweise habe ich das auch geerbt oder anerzogen bekommen. Über Gefühle habe ich jedenfalls noch nie mit meinen Eltern gesprochen und Sie nicht mit mir. Auch Freundinnen, die ich hatte, wurden eher objektiv betrachtet und nicht nach empathischen Gesichtspunkten.
Ich hatte aber ein behütetes Elternhaus und beide waren gut zu mir.

Mein Score beim Selbsttest hier, liegt bei 134.

28.01.2020 von Emoji

Hallo Tool,
Danke für deine Geschichte. Sie ist sehr wertvoll für mich und hilft mir Dinge besser zu verstehen, über die mein Sohn mit mir sprach.
Liebe Grüße,
Emoji

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