Thema: Meine Geschichte- Depression die zu Alexithymie führt?

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Meine Geschichte- Depression die zu Alexithymie führt?
07.01.2020 von numbphe10

hallo zusammen,
ich bin ziemlich verzweifelt und frage mich ob ich alexytimie habe.
ich bin mit 14 an depressionen erkrankt, also habe mich niedergeschlagen und häufig total schrecklich gefühlt, habe viel gekifft, weil ich meine verzweifelten gefühle nicht mehr fühlen wollte, wollte stark und nicht mehr verletzlich sein. dann war ich irgendwann nur noch leer. habe realisiert dass ich mich sozial in meiner klasse total isoliert habe, da schien ein unüberwindbarer graben zu sein. der versuch aus der seelischen not herauszukommen, führte dazu dass ich eine extreme diät machte (vielleicht war die unbewusste annahme: wenn ich schon nicht mein gefühlsleben in eine positive richtung beeinflußen „kontrollieren“ kann, dann wenigstens meine figur.) ich hab mich immer mehr gestresst und nur noch schräg gedacht, bis ich irgendwann in einer totalen gefühllosigkeit gelandet bin. das war so mit 15. ich hab damals überhaupt nicht begriffen (und das tu ich immer noch nicht) was mit mir los ist, mir haben die worte gefehlt um dieses ,,nichts“, dieses zombiedasein zu beschreiben.
meine mutter hat dann endlich mal reagiert und wir sind ambulant zu einer therapeutin gegangen.
schon damals hatte ich das phänomen, dass ich zwar weinen konnte, das gefühl der betroffenheit oder der trauer dazu aber fehlte.
habe dann statiönär ein paar wochen therapie gemacht, wo ich ganz viel joggen gegangen bin und quasi in eine manie gerutscht bin. die gefühle waren wieder etwas mehr da für eine kurze zeit, das war mit 16. habe es dann krachen lassen mit alkohol und kiffen und bin darauf wieder in ein loch gefallen, in dem ich über viele monate einfach so gut wie garnichts gespürt habe, worunter ich sehr gelitten habe. das leiden, nicht mal leiden zu können, ist das überhaupt leiden? diese totale taubheit...
es sollte dann wieder bergauf gehen auf einer neuen schule, habe dann antidepressiva bekommen von denen ich wieder manisch wurde, gesteigerter antrieb und abbau von hemmungen. habe mir dann wieder viele nächte um die ohren geschlagen, alkohol und drogen konsumiert, viele sachen gemacht in sozialen kontexten die mir danach unfassbar peinlich waren, habe dann das antidepressiva abgesetzt und war wieder schwer depressiv/total abgestumpft. von 17 bis 19 folgte dann eine phase des extremen sozialen rückzuges und intensiver therapie, in der ich mir vorgenommen hatte durch geduld und gesundes leben wieder ,,gesund“ zu werden, weil ich dachte, wenn ich‘s richtig mache, muss doch ein lebendiges spektrum an gefühlen wiederkommen. dieser soziale rückzug ist natürlich fatal gewesen, meine soziale angst und das erleben gefühlsmäßig total abgestumpft zu sein, ließen lange aber nichts anderes zu. hatte dann mit 19 eine kurze phase, wo ich den eindruck hatte, dass es mir besser geht, ich mehr da bin und mein erleben etwas nuancenreicher ist, durch meine soziale angst und mein mit alkoholproblemen belastetes soziales umfeld begann ich häufig zu trinken,und nach kurzer zeit auch gegen dieses wiederkehrende frustrierende gefühl, von mir abgeschnitten zu sein. habe dann versucht einfach mein leben zu leben und von außen betrachtet ging das auch eine zeitlang ganz gut, ich begann zu studieren, bin ausgezogen und hatte einen job, habe das eine weile durchgezogen trotz meiner stumpfheit und meiner sozialen angst. das ganze gipfelte darin dass ich ein paar monate mein ganzes geld für drogen auf den kopf gehauen habe, aus einer mischung aus neugier und verzweiflung.
im außen ist zwar einiges passiert, aber in meinem erleben bin ich einfach schon seit so vielen jahren so gefühlsarm oder kann meine gefühle nicht wahrnehmen, ich fühle mich eigentlich immer gleich, ich nehme emotionen zwar körperlich war, aber das gefühl der emotion dazu fehlt. so eine grundstimmung fehlt genauso bis zu den feinen empfindungen, wie beispielsweise eine umgebung auf einen wirkt. wenn ich eine atemberaubend schöne landschaft sehe, dann nehme ich sie zwar wahr, also weiß wie schön sie ist, aber kann dabei nichts empfinden. frage mich dann unausweichlich, was ich dabei unter anderen umständen empfinden würde oder frage mich, was ich falsch mache, nichts zu empfinden. das ist echt quälend. kennt hier jemand ähnliches?
was mir am meisten fehlt ist die freude und die traurigkeit.
als ich jünger war konnte ich traurig sein und das kommt mir jetzt vor wie ein wertvolles geschenk, das mir das leben nicht mehr gönnt... für andere menschen ist das selbstverständlich. dadurch fühle ich mich irgendwie bestraft und minderwertig.
nun bin ich 24 und habe soviele jahre der stumpfheit hinter mir. so ganz grobe emotionen wie angst, schuldgefühle, wut und stolz kann ich ausmachen, aber der rest ist für mich nicht wahrnehmbar.
ich leide so extrem unter meiner gefühllosigkeit, weil es in meiner kindheit ganz anders war und ich ganz sicher weiß, dass wenn ich eine ,,normale‘‘ entwicklung durchlaufen hätte, viel mehr fühlen würde und gefühlt hätte. also um welten mehr gefühl.
ich frage mich jetzt immernoch,

07.01.2020 von numbphe10

ich frage mich jetzt immernoch, genau wie vor 10 jahren, was eigentlich mit mir los ist. bin ich depressiv? also ich habe immernoch einige symptome von einer depression, wobei ich halt nicht weiß, ob diese nicht einfach die folgen einer alexithymie sein könnten. da ich emotional so verarmt bin, sehe ich oft halt überhaupt keinen sinn in meinem leben, weil eben dieser innere kompass fehlt. ich bin total leidenschaftslos. es ist wie permanent in einer taubmachenden seelischen zwangsjacke zu stecken.
es ist einfach mein größter wunsch, dass meine gefühlswelt wieder aufblüht, aber ich weiß nicht was ich dafür tun muss, es ist schon seit so vielen jahren so. zugegeben hab ich ja auch sehr ungesund gelebt zeitweise, aber auch in phasen der abstinenz sind die gefühle einfach nicht wiedergekommen.
ich lebe jetzt seit fast einem jahr alkohol und drogenfrei, bewege mich viel und ernähre mich gesund, aber mein erleben bleibt einfach so abgeflacht.
was mir auch sehr fehlt, ist das filme schauen, bis ich 14 war, haben mich filme in ihren bann gezogen, starke gefühle in mir ausgelöst, seit 10 jahren jetzt ist es für mich einfach nur frustrierend einen film zu schauen, weil ich emotional nicht mitschwinge. also irgendwas regt sich schon in mir, aber das nehme ich als rein körperlich war ( z.B. schauer durch den körper, spannung auch nur körperlich)
...
ich mache mir jeden tag vorwürfe, bedauere dass sich alles so entwickelt hat, dass ich einen großteil meiner gefühle verloren habe. ich weiß nicht wie ich mein leben so leben soll. ich weiß dass das bedauern nichts bringt, es gibt nur das jetzt, aber ich kann mich so einfach nicht annehmen...
als nichtsahnende pubertierende 14-jährige schien es mir noch erstrebenswert, weniger zu fühlen, ich habe sogar eine zeitlang aktiv meine gefühle unterdrückt und jetzt, 10 jahre später, wünsche ich mir nichts mehr, als endlich wieder ein intensives gefühl zu haben, aber komme nicht mehr an meine gefühle ran oder weiß nicht ob sie überhaupt da sind,
dieses eintönige gefühlserleben macht das leben soviel weniger lebenswert, mein innenleben empfinde ich als öde und langweilig...
vor allem weil es früher soviel anders war und ich eine ahnung davon habe, wie es jetzt sein könnte! wobei das auch etwas problematisch ist, weil ich natürlich keinen vergleich habe, wie man sich oder ich mich als erwachsende fühlen würde...
ich wollte einfach mal meine geschichte hier teilen, ich finde es immer sehr hilfreich von menschen zu hören in deren erfahrungen ich mich wiederzuerkennen meine... und vielleicht hat ja sogar jemand einen rat für mich...?!
liebe grüße

05.04.2020 von User53283C49

Hallo :)
Du bist noch voll in der Depression!
Du würdest von mir einen Pokal bekommen mit der Aufschrift: "Honoration der Überlebenskunst" denn eine schwere Depression ist Überlebenskunst. Ab zum Arzt mit dir! Und niemals Aufgeben! Jede Depression geht vorbei, immer! Mein Tante hat die krasseste Depression die ihr Arzt je gesehen hat und kann jetzt, seit es heutzutage gute Medikamente gibt, fast normal glücklich leben :)

Gefühlsarmut ist sehr typisch für Depression. Wenn du da raus bist, kannst du darüber klar nachdenken, ob da noch was anderes ist, aber in der Phase sucht man gerne sein vermeintliches Problem!

Es wird gut!
Liebe Grüße

09.04.2020 von User65217P79

Hey du!

Es ist krass - der Text den du geschrieben hast passt 1 zu 1 auf mein Leben und exakt auf meine Empfindungen bzw. Nicht-Empfindungen... Bis auf die Drogen... Aber alles wie du es hast ist bei mir gleich...es tut so gut die Antwort zu lesen die unter dem Text steht. Man hat immer für ein paar Minuten oder Stunden Hoffnung. Wenn es wirklich "Nur" Depressionen sind.. Dann ist man nicht für immer lebendig begraben... Mir geht es seit 6 Jahren so und ich bin 25.ich möchte irgnedwann wieder zufriedenenheit, Glück und ein wohliges Gefühl spüren bei dem Anblick vom Meer bei Sonnenuntergang... Das Leben ist schrecklich eintönig und sinnlos ohne Gefühle... Einmal wieder verlieben..das wärs...ivh würde mir beide Beine amputieren lassen für die Fähigkeit wieder fühlen zu können.

14.09.2021 von User73987J66

Krass. Mir geht's ähnlich.diese Erfahrung, dass ich keinen Zweck und keine Richtung habe und mir irgendwie alles egal ist und wenige Dinge mich wirklich begeistern oder mir Freude machen. Dieses Gefühl innerlich tot zu sein auf die Gefühle bezogen.

Nach meiner erfahrung hat es mir geholfen mit meinen Elternnund Nahestehenden über Themen zu sprechen, die sehr persönlich sind, und dann emotional Rückhalt von denen bekommen habe. Ich vergesse das oft dass es OK ist darüber zu sprechen. Klar ist nicht so easy, aber einfach Mal ein bisschen Situationen zu teilen hat mir manchmal geholfen. Eben angreifbar zu sein und zu sehen, dass nichts passiert und man akzeptiert wird.

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