Thema: Erfahrungen mit Alexithymie im Alltag /Berufsleben

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Erfahrungen mit Alexithymie im Alltag /Berufsleben
01.04.2015 von Ced

Hallo liebe Leser

Ich bin gestern auf dieses Forum hier gestoßen und war sehr eifrig hier am Lesen.
Kurz zu mir ich bin erst 19 Jahre alt und stehe in dem nächsten 1-2 Jahren vor wichtigen Entscheidungen (Berufswahl und Lebensplanung). Nicht mal eine Handvoll Menschen wissen von dem was ich bin. Da ich damit Aufgewachsen bin konnte ich mich jedoch gut Anpassen und für die Außenwelt eine stabile Fassade errichten. Ich beabsichtige es auch ersteinmal dabeizu belassen.

Ich vermeide das Wort Krankheit da eine Krankheit stark negativ vorbelastet ist. Jedoch wie es dem einen oder anderen bestimmt aufgefallen ist hat es auch sehr viele Gute Seiten.

Da ich ebenfall ein "Alexi" bin würde es mich mal Interessieren ob es positive sowie negative Erfahrungen im Leben von anderen "Alexi's" gab/gibt.
Insbesondere die Erfahrungen im Job habe ich in diesen Forum bisher nicht finden können.
Ob z.B. mal ein Arbeitgeber oder ein Arbeitskollege erkannt hat, dass man unter diesen Phänomen "leidet" (?).
Hatte dies ihrgendwelche Folgen ?
Hat jemand schonmal einen Job nicht bekommen /verloren weil er ein "Alexi" ist ?

Ich würde mich über viele Rückmeldungen von "Alexi's" sowie "nicht-Alexi's" freuen.

Antwort auf vorherigen Beitrag
02.04.2015 von Anonym

Hallo,

stehe in dem nächsten 1-2 Jahren vor wichtigen Entscheidungen (Berufswahl und Lebensplanung)
Es wundert mich immer wieder, dass Leute meinen ihr Leben planen zu können. Aber plan ruhig.

Nicht mal eine Handvoll Menschen wissen von dem was ich bin.
Aber immerhin gibt es welche. Finde ich schon viel.

Ich vermeide das Wort Krankheit da eine Krankheit stark negativ vorbelastet ist.
Der wichtigere Grund wäre, dass es keine Krankheit ist

Jedoch wie es dem einen oder anderen bestimmt aufgefallen ist hat es auch sehr viele Gute Seiten.
Ja.

Da ich ebenfall ein "Alexi" bin würde es mich mal Interessieren ob es positive sowie negative Erfahrungen im Leben von anderen "Alexi's" gab/gibt.
Natürlich gibt es die. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es überhaupt Menschen ohne positive und negative Erfahrungen gibt. Was interessiert dich genau?

Ob z.B. mal ein Arbeitgeber oder ein Arbeitskollege erkannt hat, dass man unter diesen Phänomen "leidet" (?).
Nein.

Hatte dies ihrgendwelche Folgen ?
Nein. :-)

Hat jemand schonmal einen Job nicht bekommen /verloren weil er ein "Alexi" ist ?
Nein. Vermutlich habe ich im Gegenteil Jobs bekommen, weil ich es bin. Man muss wie alle Menschen auch im Beruf seine Stärken möglichst aus- und seine Schwächen über-spielen.

Grüße

Weiterführung des Themas
03.04.2015 von Ced

Danke für die schnelle Antwort!

Es geht ja darum ob man für bestimmte Berufe aufgrund von Alexithymie geeignet oder nicht geeignet ist (z.B. Polizist) um gleich das moralische "extrem" zu nennen.

Ich will eigentlich nur mal ein paar Eindrücke haben nur die in dieses Thema passen.
Grundlegende Sachen wie:

Wissen Arbeitgeber und Kollegen über Alexithymie bescheid (damit meine ich nicht im Allgemeinen sondern das man diese hat) ?
Habt ihr Alexithymie z.B bei Verhanldungen um einen besseren Job als eure stärke Preisgegeben ?
Welche Eindrücke man bisher gemacht hat.

Bedanke mich im Voraus für die Antworten

Antwort auf vorherigen Beitrag
03.04.2015 von Anonym

Hallo,

alexithyme Menschen eignen sich grundsätzlich eher für mehr "technische" Berufe, bei denen Einfühlungsvermögen in andere menschen eine geringere Rolle spielen, als für Berufe, die eine ausgesprochen hohe "soziale Kompetenz" voraussetzen. Also eher Statiker als Lehrer.

In deinem Beispiel Polizist stelle ich mir vor, dass bei Streifen- oder Bereitschaftspolizisten Korpsgeist, Aufnahmerituale, gemeinsame Erlebnisse inkl. Feiern, Singen etc. eine große Rolle spielen. Also viele Dinge, denen Alexithyme normalerweise skeptisch gegenüber stehen.
Als Kriminalbeamter werden dagegen analytische Fähigkeiten, strukturiertes Vorgehen, Beharrlichkeit etc, eine wichtige Rolle spielen. Das wiederum Dinge, die Alexithyme besonders gut können.
Falls man für eine spätere Laufbahn als Kriminalbeamter also einige Jahre "normaler Polizist" sein muss, müsste man sich überlegen, ob diese Jahre durchstehen kann, um dann später seinen Wunschberuf zu haben, der genau auf einen passt.

Übrigens ist Alexithymie natürlich kein Widerspruch zu Moral. Eher versuchen Alexithyme sogar moralisch einwandfrei zu sein, um nicht auffällig zu sein.

Wissen Arbeitgeber und Kollegen über Alexithymie bescheid (damit meine ich nicht im Allgemeinen sondern das man diese hat) ?
Bei mir nicht und ich würde auch dringend davon abraten, darüber zu sprechen.

Habt ihr Alexithymie z.B bei Verhanldungen um einen besseren Job als eure stärke Preisgegeben ?
Nein und auch davon rate ich dringend ab.

Natürlich spricht man positive Eigenschaften, die sich evtl. aus der Alexithymie ergeben an, aber nicht mit konkretem Bezug zu Alexithymie. Dass man ein guter Beobachter ist, Dinge gut analysieren kann usw. erwähnt man natürlich, wenn es denn zutrifft. Aber nicht mit Verweis darauf, dass man alexithym ist, quasi als Beweis, dass es so ist.

Es gibt zwar irgendwo eine Firma, die ganz bewußt, ich glaube Autisten, einstellt, weil deren Eigenschaften dort besonders gefragt sind, aber das ist eine ganz seltene Ausnahme.

Grüße

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