Thema: Fragen schwer zu verstehen?

Deutsches Alexithymie Forum > Alexithymie Fragebogen - Test

Fragen schwer zu verstehen?
23.12.2013 von katha

Hallo erst mal,

ich bin durch Zufall darauf gestoßen, dass es sowas wie Alexithymie überhaupt gibt. Nun könnte ich (w, 24 Jahre alt) mir vorstellen, dass ich das auch habe. Laut Test habe ich 110 Punkte, also Anzeichen.
Die Beantwortung der Fragen finde ich teilweise aber schwierig, beispielsweise gibt es ja einige Fragen zum Thema "kann meine Gefühle schlecht beschreiben / mir fällt dazu nichts ein, wenn mich jemand fragt" etc.
Meine Gefühlsbeschreibungen sind etwa so: "haja gut / wie immer / wie solls mir schon gehen / genervt / reg mich mega auf / müde / freu mich drauf / hab kein Bock drauf"
Was wären denn "emotionale" Gefühlsbeschreibungen? oder sind das schon "richtige" Gefühlsbeschreibungen?

Ähnlich Frage 4:Wenn andere Menschen gekränkt oder aufgebracht sind, habe ich Schwierigkeiten mir ihre Gefühle vorzustellen.
Ich denke mir dann schon "ooh der regt sich jetzt aber auf, wegen *Thema*. Kann ich schon verstehen, fänd ich auch scheiße / halte ich für übertrieben."

Habe mich schon ein bisschen eingelesen und liste mal bissl was auf zu meinem Problem
- einen "Mangel" an Gefühlen merke ich vor allem beim Thema Liebe. Die empfinde ich nicht und das empfinde ich als großen Mangel.
ich hatte bisher 4 längere Beziehungen (6 Monate bis 2,5 Jahre) immer mit total lieben Jungs, wir hatten eig. nie Streit, aber irendwann hab ich immer die Reißleine gezogen, weil ich zu dem Schluss gekommen bin, dass ich sie nicht liebe. Habe auch kaum jemals "ich liebe dich" gesagt. wenn dann nur, weil es halt erwartet wurde oder ich gehofft habe, dass es so ist. Habe bei den trennungen auch höchstens deswegen gelitten, weil ich den Jungs das Herz gebrochen habe. bevor ich mich zur Trennung entschlossen habe, haben sich ewig die Gedanken darum gedreht, ob ich ihn nicht doch liebe etc etc und hatte teilweise Bauchschmerzen, weil mir eignetlich klar war, dass es nicht so ist und ich mich daher trennen muss. Sex und körperliche Nähe ist dabei eig. kein Problem bzw. mache ich alles gern.
gefühlsbeschreibungen wären gewesen: ich fühle mich wohl bei ihm, wir sind ein gutes Team, wir verstehen uns gut, er behandelt mich gut, können viel gemeinsam unternehmen etc.
Mit meiner Mutter und meinem Zwillingsbruder habe ich ein super Verhältnis (wobei nicht über Gefühle/Freund/Trennung etc. gesprochen wird) und für mich wäre es das schlimmste, wenn denen was schlimmes passieren würde, aber eine Beschreibung des Verhälnisses mit meinem Bruder wäre bspw.: Wir reden jeden Tag, lachen viel zusammen, gehen abends weg, halten uns den Rücken frei, stehen uns bei...

Will jetzt nicht gleich so ewig viel schreiben, abe rnoch kurz generell:
- ich hatte ne schöne Kindheit, liebe Eltern, mMn keine Traumata in meiner Kindheit
- ich bin eignetlich immer recht angespannt und praktiziere eine starke Form von Fingernagel- und Nagelhaut-Abkauen
- soziales Umfeld und Freunde habe ich, man hält mich auch nicht für gefühllos oder so
- bin sehr loyal, mache mir sehr viele Gedanken, bin realistisch und analytisch, mit sowas wie "oh ich muss jetzt erst mal wieder meine Gefühle ordnen" denk ich hää komm mal klar
- ich heul eig. nur, wenn mir was wehtut ODER nach wochenlangem Stress, wenns doch mal durchbricht
- mein Dad ist vor 2,5 Jahren gestorben, nachdem er 5 Jahre lang krank war. Habe den Tod ganz gut weggesteckt ("war irgendwie auch besser so. er hatte auch keine Lust mehr. Muss halt weitergehen. Wird schon...") und auch die Diagnose etc. Er allerdings weitgehend auch. Vllt war er Alexi?


Insgesamt empfinde ich den oben genannten Mangel an Gefühlen eben als Mangel. Alexis haben das so wie ich gelesen habe ja nicht. aber für "normal emotional" halte ich mich auch nicht. Was denkt ihr darüber? Habe den Eindruck, dass hier mehr Angehörige von Alexis sind als alexis selbst... Wie kann man das "sicher" diagnostizieren?

Hoffe auf eure Antworten
LG K.

Antwort auf vorherigen Beitrag
27.12.2013 von Anonym

Hallo,

Die Beantwortung der Fragen finde ich teilweise aber schwierig
Das ist das große Problem aller Tests zu Alexithymie. Wahrscheinlich weil sie von Gefühlsmenschen verfasst werden, die dabei Dinge voraussetzen, die Alexithymen eben unklar sind.

Was wären denn "emotionale" Gefühlsbeschreibungen? oder sind das schon "richtige" Gefühlsbeschreibungen?
Scheinbar haben auch gefühlvolle Menschen enorme Schwierigkeiten zu beschreiben was Gefühle sind. Es gibt immer diffuse Umschreibungen unter Verwendung auch wieder unklarer Begriffe.
Hier gibt es irgendwo einen Thread "Was sind Gefühle" oder ähnlich. Da versuchte mir jemand geduldig, das zu erklären. Evtl. hilft dir das weiter.
Evtl. sind schon deine entsprechenden Fragen ein Hinweis auf Alexithymie. Für Nicht-Alexithyme scheint das intuitiv klar zu sein.

Wichtig ist wohl auch, ob du rational denkst
"ooh der regt sich jetzt aber auf, wegen *Thema*. Kann ich schon verstehen, fänd ich auch scheiße / halte ich für übertrieben."
oder ob du das wirklich irgendwie "fühlst". Womit wir wieder bei der Frage sind, wie man fühlt. Zumindest teilweise gehören zum Fühlen wohl auch konkrete körperliche Empfindungen, die aber wieder bei jedem Menschen unterschiedlich sein können.

Meine Gefühlsbeschreibungen sind etwa so: "haja gut / wie immer / wie solls mir schon gehen / genervt / reg mich mega auf / müde / freu mich drauf / hab kein Bock drauf"
Bei mir wäre das z.B. noch kürzer:" Mir geht 's normal, von mir aus" etc

Was denkt ihr darüber?
Du beschreibst viel, was ich als Gefühle bezeichnen würde. Mir ist aber unklar,ob du "so irgendwie fühlst", oder ob du die Begriffe nur verwendest, weil andere Menschen sie in entsprechenden Situationen eben so verwenden. Andererseits stellst du genau die Fragen, die mich auch immer wieder in das Forum schauen lassen. Wie unterscheidet sich das was ich bei mir Gefühle nennen würde, von dem was andere fühlen? Fühle ich, oder nicht? Kann ich nur nicht über Gefühle reden wie andere? BIlden andere sich nur ein zu fühlen? Bin ich evtl. nur ehrlicher bzw. realistischer? usw.

Habe den Eindruck, dass hier mehr Angehörige von Alexis sind als alexis selbst
Tja. Die meisten wollen eine schelle Ferndiagnose, um unerwünschte Verhaltensweisen ihrer Partner erklären zu können. Oft glaube ich, dass quasi bequeme Ausreden für ganz andere Probleme gesucht werden.

Wie kann man das "sicher" diagnostizieren?
Sicher gar nicht, weil das Ganze Konzept Alexithymie relativ vage ist. Manche sind sogar der Meinung, dass praktisch jeder Mensch zumindest zeitweise alexithyme Züge zeigt. Du kannst nur einen Test wie TAS-20 machen und dich selbst tief mit dem Thema beschäftigen, um dir deine eigene Meinung über dich zu bilden. Selbst wenn du Psychologen etc. findest, die das Thema kennen, findest du vermutlich völlig unterschiedliche Ansichten, was Alexithymie ist.

Grüße

Antwort auf vorherigen Beitrag
27.12.2013 von Anonym

Hier wird versucht Gefühle bestimmten körperlichen Empfindungen zuzuordnen:
http://nalexithymie.blogspot.de/2011/12/auf-der-webseite-von-kali-munro-einem.html

Hallo Zusammen!
26.01.2015 von berkel


Testfrage: "Wenn andere Menschen gekränkt oder aufgebracht sind, habe ich Schwierigkeiten mir ihre Gefühle vorzustellen. "

Wichtig ist wohl auch, ob du rational denkst
"ooh der regt sich jetzt aber auf, wegen *Thema*. Kann ich schon verstehen, fänd ich auch scheiße / halte ich für übertrieben."

oder ob du das wirklich irgendwie "fühlst". Womit wir wieder bei der Frage sind, wie man fühlt. Zumindest teilweise gehören zum Fühlen wohl auch konkrete körperliche Empfindungen, die aber wieder bei jedem Menschen unterschiedlich sein können.


Ich fand diese Frage auch etwas unhandlich (und einige andere im Test auch), denn ich weis so nicht, ob mir das schwer fallen würde, mir die Gefühle vorzustellen, denn.. nunja, auf die Idee käme ich in dem Moment gar nicht. Wahrscheinlich würde ich eher fragen, was denn passiert sei o.ä. - und nicht versuchen zu ergründen, was denn jetzt die Gefühle bei demjenigen sind.

Zu der Frage habe ich noch eine (vielleicht doofe) Frage: Fühlt man als "Fühlender" denn automatisch das gleiche wie derjenige der aufgebracht/gekränkt ist - oder was hat es mit der Frage eigentlich auf sich?

Antwort an Berkel
26.01.2015 von Anne

Hallo Berkel,

Zu der Frage habe ich noch eine (vielleicht doofe) Frage: Fühlt man als "Fühlender" denn automatisch das gleiche wie derjenige der aufgebracht/gekränkt ist - oder was hat es mit der Frage eigentlich auf sich?

Je ausgeprägter die Empathiefähigkeit, desto besser kann man sich in einen Aufgebrachten oder Gekränkten hineinfühlen ... man kennt diese Empfindungen von sich selber. Ob das aber immer genau die gleichen Gefühle sind, lässt sich natürlich nicht sagen.

So wird der körperliche Schmerz eines Verletzten zwar nicht genauso als solcher von einem nichtverletzten "Fühlenden" nachempfunden, aber es werden die gleichen Gehirnregionen aktiv,
Wir leiden mit: Schmerz, Liebeskummer, Angst, Traurigkeit ... da laufen schon mal die Tränen und man bekommt allein von Erzählungen Gänsehaut, obwohl man selber überhaupt nicht betroffen ist. Und das geschieht automatisch.

Liebe Grüße
Anne

Antwort
27.01.2015 von berkel

Danke für die Erläuterung, Anne!

Interessant das zu hören, denn bei mir scheint es etwas anders zu sein. Bei mir käme bei soetwas wie Liebekummmer, Angst und ähnlichem der Wunsch nach einem "helfen/trösten/verstehen Wollen" auf, aber mir geht es deshalb nicht schlechter oder kämen mir deshalb gar Tränen oder ähnliches. Denn so stark betrifft es mich dann doch nicht in dem Moment. Ich dachte das wär normal so, aber scheint gehen andere da doch deutlich mehr mit.

Wobei es komischer Weise bei einem Film mit stark emotional-traurigen-rührenden Szenen durchaus mal dazu kommen kann, das ich Weinen würde - allerdings im "echten Leben" ist mir das noch nicht passiert, das ich da so mitgenommen wäre. Komisch.

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