Thema: Probleme bei "glücklichen" Situationen

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Probleme bei "glücklichen" Situationen
26.09.2012 von Lukas

Probleme bei "glücklichen" Situationen
26.09.2012 von Lukas

Hallo liebe Community,

Ich habe das Forum nun einige Zeit studiert und auch in Zeitschriften verschiedene Berichte über Alexithymie durchgelesen. Ich kann mich mit den meisten Dingen gut identifizieren und finde es sehr aufschlussreich und interessant. Jedoch habe ich seit 3 Monaten ein Problem das wohl psychisch Bedingt ist (Ich habe eine Gesundheitsuntersuchung durchgeführt und es wurde nichts gefunden, auch die Schilddrüse ist in Ordnung), weswegen ich mich erst auf die Suche nach all dem machte.

Kurz über mich selbst: 22 Jahre, mache aktuell Matura/Abi über eine Abendschule nach und habe bis vor kurzem nebenbei Vollzeit gearbeitet, aktuell Bildungskarenz (Wie normale Karenz, aber eben wegen Schule mit über 20 Wochenstunden anstatt Kind). Mein Ziel ist das Physik/Mathe-Studium und später Forschung.
Ich habe einen guten Freund, emotionale Dinge waren aber nie ein Thema und zugegeben sehen wir uns nur alle paar Wochen/Monate. Ich bin sehr hilfsbereit und versuche meinen näheren Umkreis zu unterstützen (<10 Personen, variabel je nach Tätigkeit, aktuell Schulkollegen + enge Familie).

Nun zu meinem Problem: Seit ca. 3 Monaten fällt es mir extrem schwer Freude zu reflektieren, besonders auf längere Zeit. Ich konnte noch nie lachen, was schon immer ein kleines Problem darstellte, aber momentan empfinde ich nur ein Fluchtverlangen wenn eine Situation zu freudig wird und fühle mich einfach fehl am Platz.
Vor zwei Monaten habe ich mich sogar komplett irrational verhalten und im Nachhinein wirklich blöd, aber ich wusste einfach nicht weiter. Meine Klasse ist mit 5 Personen sehr klein und zum Jahresabschluss wollten wir feiern, also gingen wir in eine größere Disco. Ich hatte zwar im Vorhinein schon irgendwie ein ungutes Gefühl, da dort bereits seit einem Monat oben genanntes Problem hatte, worauf mich meine Klassenkolleginnen bereits ansprachen, hofte jedoch das ich mich irgendwie durchmogle wie sonst auch.
Zja, leider nix draus geworden, anfänglich war ich einfach zurückhaltend worauf sie mich immer wieder ansprachen, dann fühlte ich mich so fehl am Platz, dass ich mich immer wieder wo anders versteckte bis sie mich schlussendlich immer wieder fanden und zurückbrachten. Alles in allem eine einzige Katastrophe. Bei einer Person habe ich irgendwie gemerkt, dass sie mir wirklich helfen will, wir haben sogar ein wenig geredet, jedoch hat sie sehr wenig Zeit und ich will sie irgendwie auch nicht belästigen.

Normalerweise würde ich das letzte Jahr jetzt noch irgendwie hinter mich bringen und wie üblich den Kontakt komplett abbrechen, sobald er beruflich o.ä. nicht mehr erforderlich war. Jedoch habe ich irgendwie das Gefühl, dass ich gerne mit diesen Personen zusammen bin, was durch mein aktuelles Verhalten jedoch leider nicht denkbar ist. Irgendwie habe ich ein Verlangen nach einer Vertrauensperson, sei es nur um verschiedene Dinge zu besprechen die ich durch Selbstreflexion nicht oder falsch erkenne.
Außerdem erschwert es das Zusammensein mit anderen ungemein und vor allem in Österreich und in einer ländlichen Gegend ist diese Freunderlwirtschaft und die Tatsache, dass man mit anderen gut auskommt oft unabdingbar.

Da fällt mir ein, dass ich sowas ähnliches bereits bei einem Onlinekontakt hatte den ich über ein Spiel kennen lernte. Von einem Moment auf den anderen wurde mein Zusammensein mit dieser Person ... kompliziert und schwierig.
Bin ich vielleicht sowas wie verliebt?

Ich habe zwar schon versucht zu einem Psychologen Kontakt aufzunehmen, jedoch scheint das bei unserer ländlichen Gegend nicht all zu leicht, deswegen hoffe ich, dass ihr mir vielleicht weiterhelfen könnt.

Ich breche mal vorzeitig ab und entschuldige mich wenn es etwas verwirrend geworden ist, das ich über diese neuen Erkenntnisse nachdenken muss, lasse den Thread aber Mal stehen falls jemand bereits einen Ratschlag oder neue Denkrichtung für mich hat. Ich habe nur herausgefunden das es wirklich besser ist wenn man manche Dinge einfach tut anstatt es ewig hinauszuschieben und dann erst doch nicht durchzuführen (wie eben diesen Thread erstellen).
Ich kann auch gerne Beispiele für meine Annahme, dass ich "Alexi" bin bringen. Ursprünglich wollt ich so anfangen, hielt es aber für Überflüssig nach ein paar Absätzen, da ich ziemlich überzeugt bin, lasse mich aber gerne Umstimmen falls ihr in meinem Schreiben gegenteiliges findet!

Vielen Dank im Voraus fürs Durchlesen und ich würde mich freuen wenn ihr einen Rat habt oder mich auf etwas weiterleiten könnt bei dem ich mich weiter informieren kann.

Beste Grüße aus Österreich
Lukas

Re: Probleme bei "glücklichen" Situationen
27.09.2012 von Lukas

So, hallo nochmals. Ich habe gestern leider einfach zu lange über meine Gefühle nachgedacht, was ziemlich schnell dazu führt, dass ich im Kopf einen Druck, so wie ein Luftballon der gleich platzt, fühle. Und genau das ist auch das Problem in Situationen in denen ich eigentlich Spaß haben sollte.
Gestern Abend war zufällig wieder so eine Situation. Ich kann mich dabei nur zurückziehen, ein sehr gezwungenes Lächeln aufsetzen und hoffen, dass sich die anderen gut amüsieren und mich nicht weiter beachten, da ich sonst die Stimmung nur zerstöre.
Irgendwas fühle ich wenn ich die anderen dann lachen sehe, wie sie völlig entspannt einfach loslassen und, ja Freude haben, was genau habe ich aber noch nicht herausgefunden. Wenn ich die Situation bedenke ist es wohl Neid aber ich kann es nicht wirklich zuordnen.

Dies bringt mich wieder zu der Frage, was genau könnte es sein, dass mich bei fröhlichen Situationen so stark behindert?

Re: Probleme bei "glücklichen" Situationen
29.09.2012 von haripriyadev

Moin Lukas und danke für Deine Beschreibung.
ist denn irgendetwas vor 3 Monaten passiert?

Ich würde schon gerne wissen, warum Du meinst ein Alexi zu sein.
Das mit der Vertrauensperson kenne ich. Die meisten Alexis brauchen eine "Schlüsselperson" . Sie können meist auch nicht ganz benennen, warum. So meine Erfahrung und Wissen.
Ich möchte Dich ermutigen, Dich nicht zu schämen, oder zu flüchten.
Das was Du beschreibst , dass wenn Du über Deine Gefühle nachdenkst, dass dann in Deinem Kopf ein Druck entsteht, ist mir auch bekannt. Es gibt Alexis, bei denen geht das hin bis zur starken Migräne, wenn sie damit überfordert sind. Auch wenn andere ihnen Druck machen, was Emotionalitäten angeht.

Re: Probleme bei "glücklichen" Situationen
29.09.2012 von Anonym

Hallo Lukas,

für einen Alexithymen, drückst du dich IMHO erstaunlich unpräzise aus. Das passt eher zu einem Gefühlsmenschen, besonders wenn seine Gefühlslage durcheinander ist.

Bekommst du generell in "glücklichen Situationen" diesen Druck im Kopf, oder nur wenn diese Freunde dabei sind, oder erst seit drei Monaten, oder immer bei Stress, oder...? Also wie ist das ganz genau?

Verallgemeinert könnte der Druck z.B. ein Signal von Stress oder sogar Angst sein. In den Situationen, in denen der Druck kommt, wäre dann die Frage nach dem Stress- oder Angstauslöser. Z.B. könnte dir das Zusammensein unbehaglich sein. Deine Bemühungen nicht aufzufallen, könnten Stress verursachen, der sich wieder im Kopfschmerz äußert. Prüfe mal die Situationen mit Kopfschmerz durch auf solche Stressauslöser. Das können auch ganz merkwürdige Dinge sein. Nur als Beispiel, wenn du nach einem solchen Zusammensein mit dem Bus nach Hause fahren musst und du Angst vorm Busfahren hast, könnte das schon den Druck auslösen.

Übrigens, wenn mehr als 2 Leute gleich geschaltet fröhlich sind, fühle ich mich auch sehr unbehaglich.

Grüße

Re: Probleme bei "glücklichen" Situationen
07.10.2012 von Lukas

Hallo nochmals,

vielen Dank erstmals für die Antworten.

Ich hab die vergangene Woche nochmals genau meine Reaktionen auf verschiedene Situationen beobachtet und hatte nach 2 Monaten Wartezeit auch meine erste Stunde bei einer Psychiaterin.
Dies alles hat mir wieder viele neue Erkenntnisse eingebracht über die ich nachdenken muss. Ich werde dann nächstes Mal näher auf eure Fragen eingehen und wahrscheinlich auch neue Erkenntnisse haben.

Danke jedenfalls nochmal vorerst und beste Grüße
Lukas

PS: Ein interessanter Ansatzpunkt war noch; wenn man zu sehr probiert sich anzupassen und die Anderen zu durchleuchten bzw. zu verstehen, kann es sein, dass man sich selbst so sehr vernachlässigt, dass man vor lauter anderen Personen sich selbst nicht mehr wahrnimmt. (Mehr oder weniger ein Satz meiner Psychotherapeutin, den ich in der Praxis erproben will)

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