Thema: Sachlichkeit

Deutsches Alexithymie Forum > Betroffene und Angehörige

Sachlichkeit
12.03.2012 von Elana

Sachlichkeit
12.03.2012 von Elana

Hallo zusammen

Folgende Sätze hat mir heute jemand virtuell an den Kopf geworfen und ich kann es echt nicht verstehen, weshalb ich durch meine sachliche Art Menschen derart provoziere und sozusagen das Schlimmste (an Projektionen auf mich) in ihnen wecke, während ich mir überhaupt nichts Böses dabei denke:

[quote:5j8dutib]Genau Deine sachliche Ebene ist der Punkt. Warum auch immer Du Dich auf diese Ebene begeben musstest, es raubt Dir die Persönlichkeit, das Menschliche, was so wichtig ist. Ich sehe nicht den Menschen in Dir. Den verbirgst Du, warum auch immer. Du möchtest Dich behaupten, koste es, was es wolle. Du bringst Menschen in Ausnahmesituationen, in die sie ohne Dich nicht gekommen wären. Ich verstehe nicht warum. Ich mag Deine Manipulationen nicht. Du lässt Dir ganz geschickt nichts "zu Schulden" kommen, sondern die Anderen sind Schuld. Welches Problem hast Du ??[/quote:5j8dutib]

Kennt ihr das auch?

Re: Sachlichkeit
14.03.2012 von Anonym

Hallo,

das ist meiner Meinung nach alles völlig normal, wenn man sich auf solche persönliche Diskussionen einlässt. Besonders im Web.

Dass die Gefühle (Persönlichkeit, das Menschliche) von Alexithymen nicht sichtbar werden (verbergen), liegt in der Natur der Sache. In deinem Fall aus Selbstschutz (sich behaupten, koste es was es wolle). Alexithyme haben manchmal einen Diskussionsstil, mit dem einige Mitmenschen nicht zu Recht kommen (sachliche Ebene, nichts zu Schulden kommen lassen, Manipulationen). Stur, dickköpfig, rechthaberisch, uneinsichtig etc. können sie auch sein oder zumindest so wirken (die Anderen sind Schuld). Wie Alexithyme auch ohne bewusste Absicht andere Menschen provozieren können, kann man zur Not in diesem Forum nachlesen (bringst Menschen in Ausnahmesituationen).

Es passt sogar, dass der Gefühlsmensch unsensibel und aggressiv poltert - das Web verführt sowieso dazu - und der alexithyme Mensch sensibel reagiert. Also bricht der erfahrene Alexithyme solche Diskussionen frühzeitig ab, schweigt und arbeitet an seinem Ruf, gefühllos zu sein.

Grüße

Re: Sachlichkeit
28.03.2012 von Elana

Hallo Anonym

Ich habe mir in der Folge dieser Diskussion sagen lassen, dass ich auf der Sachebene diskutiere statt auf der Kommunikationsebene.

Also irgendwie habe ich schon Gefühle, aber eher solche des Überfordertseins von solchen Gefühlsansprüchen/-ausbrüchen an mich. Warum müssen Gefühle eigentlich immer so polternd daherkommen? Für mich zeigen sich Gefühle auch in vernünftigen Überlegungen bzw. ethisch-humanen, toleranten Überzeugungen. Ich mag es, mich mit jemandem ordentlich unterhalten zu können, dann schätze ich es und kann dieses Gegenüber durchaus liebgewinnen für diese Qualität der Gegenseitigkeit im Gespräch. Logik, Sachlichkeit und Gefühle können doch auch Hand in Hand gehen. Für dieses Schreien, Hassen, Poltern, Entzündete und Verwundete kann ich mich überhaupt nicht begeistern ...

Re: Sachlichkeit
30.03.2012 von Anonym

Hallo,

ich vermute, das ist analog zur Reizüberflutung, die du neulich in einer Antwort auf Julia beschrieben hast. Gefühlsmenschen empfinden sich nicht als polternd, schreiend, hassend usw. In ihrer Welt sehen sie sich wahrscheinlich diesbezüglich ähnlich, wie wir uns in unserer Welt sehen. Das Poltern, Schreien und Hassen, schreiben Gefühlsmenschen wahrscheinlich wiederum Fanatikern, Hysterikern usw. zu.

Ist vermutlich alles relativ.

Grüße

Re: Sachlichkeit
01.04.2012 von julia

Hallo,
hab da eine wirklich interessierte Frage: Werden Gefühlsmenschen von alexithymen Menschen immer als "polternd, schreiend und hassend" wahrgenommen? :shock:
LG julia

Re: Sachlichkeit
02.04.2012 von Anonym

Hallo,

[quote:1pxybqpt]Werden Gefühlsmenschen von alexithymen Menschen immer als "polternd, schreiend und hassend" wahrgenommen?[/quote:1pxybqpt]
Alexithyme nehmen bei Gefühlsmenschen in der Regel schon deutlich mehr Eigenschaften war, als die drei genannten. Und auch aus alexithymer Sicht treffen nicht auf jeden Gefühlsmenschen diese drei Eigenschaften zu. Schon gar nicht rund um die Uhr. Da hat jeder seine eigenen Erfahrungen. Mir wären z.B. ganz andere Eigenschaften eingefallen.

Ich habe die drei Begriffe, die aus Elana's derzeitiger Situation stammen, eher stellvertretend für in etwa "laut, aufdringlich, unangenehm" verstanden. Vermutlich wirken die Gefühlsäußerungen, besser Gefühlsausbrüche, von Gefühlsmenschen auf zumindest viele alexithyme Menschen oft extrem übertrieben und unverständlich. Das gilt übrigens nicht nur für negativ vorbesetzte Gefühle, sondern auch für normalerweise positiv gesehene Gefühle. Ein weiterer potenzieller Grund für Missverständnisse.

Grüße

Re: Sachlichkeit
02.04.2012 von julia

Hallo,
also kann eine von mir als "normal" empfundene und gegebene Gefühlsäußerung bei einem alexithymen Menschen als Gefühlsausbruch rüberkommen?
Mein Freund hat mir einmal gesagt, dass ich ihm zu oft schreibe, dass ich ihn liebe, obwohl ich es mittlerweile auf höchstens einmal in zwei Wochen "heruntergeschraubt" habe. Als ich ihm sagte, dass das doch normal ist, wenn man jemanden liebt, meinte er, dass es dann wohl an seinem eigenen Empfinden läge, es als zu häfig sieht. Und ich wiederum beginne dann an seinen Gefühlen mir gegenüber zu zweifeln. (Die vielleicht auch ganz andere sind, als ich es mir vorstellen kann)..... Ganz schön haarig das ganze :?
Der Austausch mit euch gibt mir zum Glück immer mehr Einsicht und Verständnis für unsere Lage.
Danke dafür,
julia

Re: Sachlichkeit
03.04.2012 von Anonym

Hallo,

[quote:2h0h3983]also kann eine von mir als "normal" empfundene und gegebene Gefühlsäußerung bei einem alexithymen Menschen als Gefühlsausbruch rüberkommen?[/quote:2h0h3983]
Ja. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass der Alexithyme das dem Ausbruch zu Grunde liegende Gefühl vermutlich gar nicht kennt.

[quote:2h0h3983]Mein Freund hat mir einmal gesagt, dass ich ihm zu oft schreibe, dass ich ihn liebe, obwohl ich es mittlerweile auf höchstens einmal in zwei Wochen "heruntergeschraubt" habe.[/quote:2h0h3983]
Vielleicht könnte er deine häufigen Schreiben akzeptieren, wenn er sich dadurch nicht im Zugzwang sehen würde, ebenso oft zurück zu schreiben. Eine vorsichtige Klärung könnte evtl. zu einem für beide Seiten akzeptablen Kompromiss führen.

[quote:2h0h3983]Und ich wiederum beginne dann an seinen Gefühlen mir gegenüber zu zweifeln. (Die vielleicht auch ganz andere sind, als ich es mir vorstellen kann)[/quote:2h0h3983]
Und er kann überhaupt nicht verstehen, warum du an „seinen Gefühlen“ zweifelst. Es schaukelt sich hoch und irgendwann knallt es.

[quote:2h0h3983]Ganz schön haarig das ganze[/quote:2h0h3983]
Ja.

Grüße

Re: Sachlichkeit
03.04.2012 von julia

Hallo Anonym.
Danke dir! Du hast mir wieder sehr weiter geholfen.
Also ich schwöre, ich habe noch nie vor ihm einen Gefühlsausbruch gehabt. (Im stillen Kämmerlein dafür schon dutzende). Doch, es sieht wirklich so aus, als wären meine noch so leisen und vorsichtigen Annäherungen schon zu heftig für ihn. Wenn wir uns sehen, und das ist leider nur ganz, ganz selten, wenn wir uns anschauen können, Mimik und Gestik da sind, dann ist es für uns beide einfacher. Dann ist es sogar wunderschön.....Gehöre ja zu den "hyper sensiblen", und bemerke sehr flott, was mit ihm los ist. Aber diese verd..... räumliche Entfernung.... :(
Hoffe und wünsche, dass wir es (wenigstens) auf dem spirituellen Pfad schaffen. Und letztendlich ist eine solche Freundschaft soooo unendlich wertvoll.
Herzliche Grüße,
julia

Re: Sachlichkeit
10.04.2012 von Elana

Hallo zusammen

Das sind ja wirklich interessante Aspekte, die ihr da weitergeführt habt aus meiner Fragestellung. Danke, das hilft mir auch weiter.

Es muss nicht einmal polternd sein, sondern einfach diese Gefühlsballungen, die mir zu schaffen machen. Diese ständige Auseinandersetzung mit den Gefühlen, mir kommt das sehr anstrengend und oft auch sehr sinnlos vor, weil es nicht auf logischen Fakten aufbaut und es so irgendwo gar nicht wirklich zu einem Ziel hinführt, höchstens eben, seine Gefühle abgelassen und nicht verdrängt zu haben und so keine Schmerzkrankheit wie ich zu riskieren. Bin nun deswegen berentet.

Aber schreiben tue ich auch viel, nur ist es eher analytisch aufbauend, z. B. beschäftige ich mich gern mit Traumdeutung, so erfahre ich doch auch recht viel über meine Seelenlage. Aber dieses Sprunghafte macht mir Mühe. Ich ziehe mich stets in meine Sachlichkeit zurück, um von den Menschen nicht derart angesprungen zu werden. Ich frage mich bei jedem Kontakt, ob er mich weiterbringt, ob beide davon profitieren, oder ob mir das zu viel wird und diese Gefühlswälzerei etwas bringt. Da ich aber auf analytische Weise versuche, meine Gefühle zu verstehen, um mein Krankheitsbild abzuschwächen, tausche ich mich trotzdem gern aus mit Gefühlsmenschen, wenn sie mich nicht zu sehr in die Enge treiben mit Ansprüchen. Sie müssen mir schon auch Raum geben für meine Gedanken und auf mich eingehen. Wenn es nur darum geht, etwas von mir zu wollen und sich bei mir auszuweinen, ohne an mich und mein Befinden zu denken, dann finde ich das sehr einseitig auf Dauer, vor allem auch sehr anstrengend und kraftraubend. Solche Situationen sind unnötige Energiefresser.

Einloggen