Thema: Habe ich es auch oder ist es Depression?

Deutsches Alexithymie Forum > Betroffene und Angehörige

Habe ich es auch oder ist es Depression?
08.06.2015 von Nahkriin

Hallo!

Ich bin zufällig auf diese Krankheit gestoßen und habe den Test gemacht, in welchem ich 129 Punkte erzielte. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob ich wirklich Alexithymie habe sondern viel eher Depressionen. Solche Tests habe ich auch schon gemacht und da erzielte ich auch schon viele Punkte.

Nun aber mal zu meiner Vorgeschichte:
Ich bin derzeit 16 Jahre alt, wurde in der zweiten bis zur siebten Klasse stark gemobbt, so wurde ich bei jeder Kleinigkeit ausgelacht, meine Mäppchen wurden durch die Gegend geschmissen, etc.
Dadurch habe ich mich sehr distanziert, hänge eigentlich nur am Laptop herum und für mich gibt es auch keine bessere Welt. Im Internet komme ich mit allen sehr viel besser klar und die Internetbekanntschaften kommen mit mir klar.
Viele Freunde hatte ich auch noch nie und ich verlor sie immer, da sie mit mir nicht zurecht kamen. Vor 1 1/2 Jahren verlor ich dann meine ABF, was mich am meisten verletzt hat (ich trauere ihr noch heute hinterher).
Richtige Freunde habe ich momentan nicht, 1 "halbe" Freundin, zu der ich keine richtigen Freundschaftsgefühle hege.
Ich hatte auch ab der 8. Klasse viele Probleme mit meiner Familie, ich fing an, HÜs und Arbeiten aus ungeklärten Gründen zu verschweigen, selbst wenn es gute Noten waren, womit ich oft Streit mit meiner Mutter und meiner Schwester hatte (einen Vater habe ich nicht).

Vor zwei Jahren starb mein Opa, welcher bei uns lebte, da wir ein einstöckiges Haus haben, doch ich habe überhaupt nichts dabei gefühlt. Gleichgültig. Obwohl ich ihn mein ganzes Leben lang kannte. Ich musste mich zwingen, zu weinen, um nicht schlecht dazustehen.
Das gleiche wird auch bei meiner Oma ablaufen, wenn sie irgendwann stirbt, dass weiß ich jetzt schon. Ich habe einfach kein emotionales Band zu ihr, obwohl ich sie jeden Tag sehe.
Mit meiner Mutter rede ich nicht viel, da ich nur in meinem Zimmer lebe und sie im Wohnzimmer. Und wenn wir reden, streiten wir uns öfters, weil sie denkt, ich sei faul und würde nichts für die Schule tun. Mittlerweile ist mir auch das langsam egal, lasse sie sogar im glauben, ich denke mir dann immer nur noch: Jaja, ich schon wieder. Warum hast du mich nur bekommen, nicht wahr?
Mit meiner Schwester ist es da schon besser, wir lachen oft und ich gehe viel lieber zu ihr als zu meiner Mutter.
Dennoch kann ich mit KEINEM über meine Gefühle reden. Selbst bei meiner ABF kam das erst sehr spät und ich habe ihr dennoch nie meine Probleme geschildert. Ich erzähle so ungerne über meine Gefühle, selbst jetzt fällt es mir schwer, obwohl ich es nur "niedertippen" muss. Ich kann nicht mal Entschuldigung sagen, aus Angst, eine Ablehnung zu bekommen. Vielleicht ist es das mit den Gefühlen das gleiche, dass ich Angst habe, sie sagen, ich würde übertreiben oder so.
Auch bei Geschichten, ich schreibe in meiner Freizeit sehr gerne, merke ich, wie ich eigentlich nie auf die Gefühle eingehe. In den Reviews steht immer: "Etwas mehr Gefühl würde nicht schaden" und ich denke mir einfach nur: Noch mehr? Wie soll ich das umsetzen ohne zu übertreiben?
Dennoch werde ich vor allem abends total emotional und dann merke ich auch, wie ich mehr bezüglich Gefühle schreibe und ich bekomme sogar mehr Lust und Antrieb, etwas zu machen, als nur im Bett oder vor dem Laptop herumzusitzen

Was mich sehr nachdenklich gemacht habe, war mal ein Gespräch mit einem User in einem Chat. Da haben wir etwas geredet und er hat mich nach Skype, Handynummer, etc. gefragt, nachdem wir einige Tage schrieben und ich sagte direkt: Nein, ich gebe keine Nummer heraus. Du könntest damit sonst was anstellen. Nein, ich schicke dir auch kein Bild von mir, das könnte nachher auf komischen Seiten landen, vielleicht bist du sogar ein Klassenkamerad von mir. Und du kannst viel behaupten, von wegen du wärst kein Klassenkamerad.
Dann meinte er irgendwann: Du hast echt Probleme damit, Vertrauen aufzubauen, oder?
Und da hat er recht. Ich meine, selbst meiner ABF, mit der ich 5 Jahre befreundet war, habe ich z.B. das mit den HÜ's nicht gesagt, obwohl sie mich bestimmt unterstützt hat. Auch meine Suizidgedanken eben aus dem Grund habe ich verschwiegen, lediglich Andeutungen gemacht und war hinterher enttäuscht, wenn sie es nicht verstanden hat.

Was denkt ihr?
Habt ihr Tipps für mich? Ich merke zum Beispiel momentan, wie ich in diese "Alles egal"-Laune komme, ich lerne wirklich nichts mehr, mache nicht mal mehr Hausaufgaben weil ich keinen Sinn darin sehe. Die Einstellung kommt jetzt vor allem nachdem meine Mutter fast jeden Tag meint, ich soll gefälligst mehr tun...
Aber ich kann nicht zu einem Therapeuten gehen, denn dann müsste ich meiner Familie sagen, dass etwas nicht mit mir stimmt und das schaffe ich nicht. Auch wenn viele meinen, es wäre nichts schlimmes, ich KANN es einfach nicht. Ich kann nicht zu meiner Mutter gehen und sagen: Ich brauche einen Therapeuten. Da blockiert mich etwas.

Liebe Grüße!

Antriebslosigkeit
21.07.2016 von Lividi

So wie dir ging es meinem Freund auch. Totale Antriebslosigkeit seit die Gefühle weg sind. Davor war er in der Schule ein totaler Streber. Interessierte sich für 1000 Sachen, machte ganz viele verschiedene Dinge, etc. Doch als er sich entschied sich seine Gefühle abzutrainieren fiel das alles weg. Er machte nur noch das nötigste, strengte sich nicht mehr an, war einfach nur völlig auf Sparflamme zurückgeschrumpft. Diese Antriebslosigkeit besteht bis heute (er ist mittlerweile 30) und selbst wenn ihn Dinge interessieren WÜRDEN kann er sich nicht dazu aufraffen sich damit näher zu beschäftigen. Das erschreckt mich jedes mal wieder weil ich das nicht nachvollziehen kann.

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