Thema: Vielleicht weiß ich endlich, warum mein Freund ist wie er ist ?

Deutsches Alexithymie Forum > Betroffene und Angehörige

Vielleicht weiß ich endlich, warum mein Freund ist wie er ist ?
20.05.2016 von lilawolke

Hallo,

ich bin ich grade erst auf dieses Thema gestoßen, was mich sehr wundert, weil ich eigentlich sehr interessiert bin und schon häufiger versucht habe herauszufinden, weshalb mein Freund so ganz anders ist, irgendwie.

Ich weiß grad nicht so recht wo ich anfangen soll. Es gibt ein paar Beispiele, an denen ihr mir vllt. helfen könnt. Ich würde gerne versuchen herauszufinden, ob er vielleicht alexithym ist.

Er redet sehr ungern über Gefühle

Er kann seine Gefühle nicht benennen, nichtmal auf Nachfrage

Er zeigt kaum Gefühle, aber nicht nie! (Er kann wütend werden, aber selten/Er kann albern sein und lachen (aber vor allem mit mir zusammen, wenn wir alleine und vertraut sind, vor dem Sex meistens)/ Er drückt Liebe aus (Blick, Gesten, Kuscheln usw.)
ABER zu Beginn unserer Beziehung hat er Liebe nur ausgedrückt, wenn er Sex wollte. Er hat sehr lange gebraucht, mir zu vertrauen, etwas von sich preiszugeben. Er hat kaum mal umarmt oder gekuschelt und solche Dinge.
Es kann sein, dass er das gelernt hat, weil ich darüber gesprochen habe mit ihm.

Als ich ihn kennenlernte dachte ich, er sei kalt. Er hatte kaum Mitgefühl, interessierte sich nicht für meine Probleme und Sorgen, meine überbordenenden Gefühle haben ihn komplett überfordert. Noch heute merkt man, dass er froh ist, wenn schwierige Themen "überstanden" sind. Inzwischen kann er trösten. Das konnte er anfangs (recht lange!) nicht!
Ich habe ihm gesagt, warum er mich nicht in den Arm nimmt und tröstet.
Es gab eine Situation, da war ich verzweifelt und habe geweint, er hat nicht reagiert (wenn überhaupt kam es für mich eher genervt rüber). Ich war mega-verletzt und bin ins Bett abgehauen.
Er kam nicht hinterher, nichts. Kein Trost, kein freundliches Wort o.ä.
Darüber habe ich natürlich, ich war sehr erschrocken, geredet.
Danach hat er es nach und nach gelernt und nun tröstet er mich.

Als wir grade zusammenkamen, ich war knalle-verliebt, wollte er eine normale Fernbeziehung führen (hatte er vorher auch immer). Er hat nicht gearbeitet, ich zu dem Zeitpunkt auch grade nicht. Ist dann schnell anders geworden, aber ganz zu Beginn wars so. Wir hatten also Zeit!
Dennoch, vollkommen pragmatisch, Wochenende reicht. Wird mir sonst zuviel. Ich brauch auch Zeit für mich.
Usw.
Ich bin fast gestorben, vor Sehnsucht, weil ich mich zurückgewiesen fühlte usw.

Ich hatte lange lange lange in unserer Beziehung das Gefühl, dass er mich nicht wirklich liebt. Er war ja so rational, ich fand da nicht normal. Mich hat das verletzt, immer wieder.

Insgesamt ist er ein sehr rationaler Mensch. Technisch sehr interessiert, logisch denkend, analysierend. Absolut kein Bauchmensch, nicht intuitiv, nicht emphatisch, eher introvertiert, unsicher.
Er sagt auch bei schlechten Dingen "das ist halt so", "damit muss man leben".
Ich wende gerne ein, dass ich aber dennoch traurig und verzweifelt sein kann, selbst wenn sich etwas nicht ändern lässt. Dass ich die Dinge doch dennoch fühle!
Er scheint das nicht zu verstehen.

Geschenke: Er vergisst Geburtstage, schenkt ohne Herz. Reagiert selbst kaum, wenn man ihm was schenkt, das kann von noch so großer Bedeutung sein, da kann noch so viel Mühe hinterstecken. Er mag es nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Euphorie kennt er nicht.
Wenn ich euphorisch bin (was vorkommt) ist er eher genervt und bremst das, was mich wütend macht. Auch das versteht er nicht.

Es gab Situationen, da sind wir ausgegangen. Beispiel: Deutschland gewinnt die Weltmeisterschaft. Alle sind voll am Ausflippen, er nicht.
Konzert: Ich und ne Freundin sind voll dabei, Bier in der Hand, laut am Mitsingen und Mitgrooven und er steht da, scheinbar schlecht gelaunt und unbeteiligt, scheinbar genervt.
War er überfordert? Richtig schlimm wurde es, nachdem wir (wie man das oft so macht) ihn aufforderten, doch mit party-zu-machen. Da wars dann ganz aus.
Je länger ich nachdenke, so ist es nicht selten.
Je krasser Gefühle geäußert werden, er fühlt sich scheinbar unwohl dann (überfordert?).

Die extremste Situation ist nicht lange her.
Und DER Grund, weshalb ich seitdem gegoogelt habe.

Ich habe im Streit Schluss gemacht. Nicht wirklich ernst gemeint (er ist der Mann meines Lebens, ich liebe ihn und er mich (da bin ich sehr sicher).
Er hat nicht reagiert! Gar nicht. Er hat nur gesagt "oh, okay".
Ich bin ausgeflippt, also so richtig! Ich hab praktisch einen Nervenzusammenbruch erlitten und heulend und voller tiefem Schmerz immer wieder gefragt "ist das alles?!!! Das nimmst du einfach so hin?! Du sagst, dass du mich liebst und sagst nichts, wenn ich sage, dass ich gehe?!" usw.
Vielleicht könnt ihr euch das vorstellen, es war echt eine furchtbare Situation

Er meinte, er versteht es auch nicht. Warum er nichts fühlt.
Das wäre bei seiner Exfreundin ja auch so gewesen. Sie hat Schluss gemacht, es hätte ihn fertig machen müssen, er hat nichts fühlen können.

Am nächsten Tag hat er geweint (habe ich noch nie gesehen!), er hatte wohl nachgedacht und war verzweifelt (hatte ich auch nie zuvor erlebt) dass er nichts fühlen kann und fragte sich, warum das so ist.
Das sei doch nicht normal.


Im Normalfall blendet er sowas aber eher aus und ist nicht grade selbstreflektiert.
Wie gesagt, niemals habe ich solche Gefühlsregung erlebt bei ihm. Das hat mir dann gezeigt, dass er ja doch Gefühle hat, tief drinnen.
Wenn wir schlimmen Streit hatten, war er immer nur still danach und bekam magenschmerzen, Durchfall oder hatte eben keinen Apetitt mehr o.ä.


Ich weiß nicht, ob ich was vergessen habe und das ist jetzt sicher hier auch total durcheinander :(

Ach so. Er kommt aus einer sehr gefühlsarmen Familie. Dort umarmt man sich nicht, dort wird nicht gesagt "ich hab dich lieb", dort wird nicht gefragt "wie geht es dir", es wird nicht über große Probleme geredet, wenn dann nur pragmatisch, nie aber auf Gefühlsebene, es geht niemals um Gefühle.
Er selbst sagt "ich musste immer nur funktionieren"

Ich denke, er hat es nicht gelernt und/oder dann auch abgeschaltet (grade die negativen Empfindungen), weil vllt. keiner darauf reagiert hat.


Zu mir. Ich bin das krasse Gegenteil. Ich bin hochsensibel und voller überschäumender Gefühle, hochempathsich und hypersensibel für alles um mich herum.
Ich schau die Tagesschau und hab schon Tränen in den Augen ;)

Wirklich absolut das totale Gegenteil !

Nicht so einfach... die Kombination *seufz*



hab was vergessen.
20.05.2016 von lilawolke

Ich denke das ist ungewöhnlich. Aber er hat sehr gerne Sex. Er kann in solchen Zusammenhängen sehr gefühlvoll sein. Gelernt? Oder Gefühlt? Keine Ahnung, er gibt mir das Gefühl geliebt zu werden. Absolut sogar.
Er meint auch, er wäre nie so geliebt worden wie von mir. Vielleicht hat er erst jetzt mal zugelassen, dass es sowas wirklich gibt ;)

Alles andere, wie oben beschrieben.

noch was.. doof, dass man die Beiträge nicht bearbeiten kann...
20.05.2016 von lilawolke

Wir haben viel Streit, weil er meint, ich würde ihm Gefühle unterstellen.

Er kommt immer halbwegs gleich rüber, wenn etwas nicht gut ist. Nämlich "genervt".

Er sieht das nicht. Ich habe null Chance herauszufinden, was los ist mit ihm. Alles ist gleich, alles äußert sich gleich.
Vielleicht ist er wirklich nciht traurig oder enttäuscht oder oder oder...
Sondern wirklich nur unruhig, angespannt und unwissend was er eigentlich fühlt.

Ich dachte immer, das wäre eine Ausrede, weil er nicht drüber reden will.

Antwort auf vorherigen Beitrag
22.05.2016 von Anonym

Hallo,

Es gibt ein paar Beispiele, an denen ihr mir vllt. helfen könnt. Ich würde gerne versuchen herauszufinden, ob er vielleicht alexithym ist.
Ja. Deinen Beispielen nach ist er vielleicht alexithym. Deine Beschreibungen von Verhaltensweisen nach außen (Konzert, Stimmungen etc.) passen zu Alexithymen. Das sind aber nur abgeleitete Merkmale und nicht der Kern der Alexithymie. Gerade beim Kern "wie fühlt er" werden deine Beschreibungen für mich diffus. Ich kann nicht erkennen, was Tatsache ist, was du hinein interpretierst, was er dir evtl. vormacht etc. Die Verhaltensänderungen bei ihm sind zu glatt. Z.B. "Er drückt Liebe aus (Blick, Gesten, Kuscheln usw.)", "Inzwischen kann er trösten." kann er das wirklich oder versucht er das nur? Kommt das bei dir "normal" an, oder künstlich?
Welchen Maßstab legst du an? Dein Verhalten als hochsensibel etc. und damit auch nicht die durchschnittliche Norm? Oder legst du die durchschnittliche Norm an, bei der nicht jeder bei einem WM-Titel ausflippt?

Evtl. wird es anhand dieses Zitats aus "Wie hält man eine Beziehung mit einem Alexi aus?" deutlicher:
Ich denke schon, dass man Liebe ja zeigen muss, das sollte doch selbst ein Mensch mit wenig Zugang zu Gefühlen , schon aus Liebe, sehen, dass es euch schlecht geht und lernen zu trösten.
Sowas kann man ja lernen.

Nein. Genau das kann ein alexithymer Mensch wahrscheinlich nicht lernen. Bzw. wenn er es lernt, dann ist er nicht (mehr) alexithym. Für einen alexithymen Mensch ist Liebe etwas ganz anderes als für dich, wenn er mit dem Begriff überhaupt etwas anfangen kann. Wie soll so ein Mensch "schon aus Liebe" so etwas sehen und lernen? Er sieht es höchstens, wenn es euch ganz extrem schlecht geht, also aus eurer Sicht viel zu spät, normalerweise sagt ihr selbst dann, er sieht es nicht. Und wie soll er lernen euch zu trösten? Ein alexithymer Mensch empfindet euer Trösten vermutlich als lächerlich, aufdringlich, störend etc. Er selbst wollte in solchen Situtationen Ruhe, bestenfalls konkrete Unterstützung. Aber bestimmt keinen unnützen Trost. Er soll nun gegen sein Naturell selbst trösten können?
Er kann versuchen zu trösten, weil er weiß, dass ihr das erwartet. Aber normalerweise kommt dieser Trost bei euch künstlich, unbeholfen, unehrlich usw. an.

Bei deinen Beschreibungen liest sich das aber nicht so. Das hört sich alles so an, als würde er auch nach deinen Maßstäben "normal" fühlen, lieben, trösten etc., wenn auch nach Anlaufschwierigkeiten. Dann wird er aber eher nicht alexithym sein.

Grüße

Antwort an Anonym
23.05.2016 von lilawolke

Hallo,

danke dir für deine Antwort :).

Ich hoffe ich lege normale Normen an. Der WM-Abend war nur ein kleines Beispiel, an dem ja einige "normale" Leute teilgenommen haben, also Menschen wie ich, mit extremen Emotionen, aber z.B. auch ein Freund, der weniger emotional ist und sich sehr gefreut hat.
Was ich versucht habe zu sagen, sicherlich zu diffus, war, dass mein Freund grade bei Ereignissen, die in hoher Emotionalität münden (wie z.B. so ein Fussball-Abend, ein Konzert bei dem man sich euphorisiert amüsiert aber auch in Momenten, die sehr schwierig sind) eher überfordert verhält.
Er wirkt genervt (er sagt aber, er sei nicht genervt und ist von der Frage dann eher noch schlechter gelaunt). Es stört.
Es stört mich und das Umfeld auch. Weil es eigenartig ist und einfach nicht in die Situation passt.
Als könne er das nicht, so mitgehen, so mitfühlen.

Liebe. Er sagt immer wieder, dass er mich liebt und schaut auch manchmal tatsächlich sehr verliebt, das aber nur in Zusammenhang mit sexuellen Situationen, d.h. vor oder nach Sex (oder eben der Hoffnung auf solchen).

Trösten konnte er absolut Null, als ich ihn kennenlernte. Er war echt genervt (wieder einmal, so wirkt er, was er wirklich ist, weiß ich nicht) von der Situation. Ich schrieb ja, dass er nicht wusste, was er tun sollte.
Ich habe ihn schon sehr deutlich darauf hingewiesen, dass er mich doch auch in den Arm nehmen könne. Ob er denn nicht mitfühlen würde. Ob ich ihm egal bin usw.
Kannst du dir sicher vorstellen, wie verletzt ich auch war...

Ich habe das Thema Gefühle dann häufiger angesprochen. Und dass ich auch Dinge wie Trost und Verständnis brauche. Er kennt das aus seiner Familie nicht. Ich denke er hat es gelernt, weil er es lernen musste (die Situation verschlimmert sich ja sonst und wird eher noch emotionaler).
Es wirkt immer "lieb gemeint", aber schon ungewöhnlich für ihn. Es könnte durchaus "gespielt sein", was ich aber als Liebesbeweis sehe, denn es ist sicher nicht einfach für ihn.

Er selbst möchte eigentlich nicht getröstet werden. Er kann damit nicht gut umgehen. Es gibt ja auch seltenst Situationen, in denen ich glaube, dass das nötig ist. Er ist ja nicht emotional, immer gleich, mehr oder weniger.
Entweder gut gelaunt oder eben schlecht. Traurig, dass man es erkennen würde, aber irgendwie nie.

Er kann allerdings wütend werden, wenn er sich unter Druck gesetzt fühlt oder überfordert ist, er ist insgesamt sehr emmpfindlich und schnell gekränkt. Dreht dann auch gerne mal den Spieß um, im Versuch, jede Schuld am Konflikt von sich abzuwälzen. Das kann er sehr gut.

Dass er glaubt, viele (grade negative Gefühle) gar nicht haben, das weiß ich ja von ihm selbst.
Er war ja verzweifelt deswegen. Und hat das erste Mal überhaupt Emotionen gezeigt.

Ich habe gelesen, dass Alexithyme Menschen durchaus Gefühle haben, sie aber vergraben sind und nicht mehr erkannt werden oder benannt werden können.
Daher fand ich, rückblickend, den kleinen Ausbruch, in so einer Extremsituation (einer drohenden Trennung) gar nicht mal unlogisch.
Irgendwo sind sie ja, die Gefühle.

Wenn sie immer nur missachtet wurden und er das Erkennen der Gefühle vermutlich ja auch gar nicht gelernt hat (die Mutter ist recht emotionslos), dann sind sie sicher irgendwo, aber so vergraben und versteckt und für ihn selbst nicht mehr erkennbar, dass die Erkenntnis über diesen Umstand, ihn hat emotioal werden lassen.

Solche Erkenntnisse können einen recht unreflektierten Menschen sicher sehr schockieren und erschrecken.

Antwort
24.05.2016 von Anonym

Hallo,

um es vorweg zu schreiben. Ich glaube, dass alexithyme Eigenschaften, gemeinsam mit psychosomatischen Problemen und einem nicht gerade starken Selbstbewußtsein das Verhalten deines Partners ganz gut erklären.

Ich hoffe ich lege normale Normen an. Der WM-Abend war nur ein kleines Beispiel, an dem ja einige "normale" Leute teilgenommen haben
Naja, das ist schon eine spezielle Klientel, die zu sowas geht. Die normale Mehrheit - nach meiner Definition - freut sich relativ unauffällig vor dem (heimischen) Fernseher.

ein Freund, der weniger emotional ist und sich sehr gefreut hat.
Vielleicht hat sich dein Partner ja auch sehr gefreut. Man muss ja nicht der ganzen Welt seine Freude aufzwingen.

Er wirkt genervt (er sagt aber, er sei nicht genervt und ist von der Frage dann eher noch schlechter gelaunt
Leider gibt es bei allen solchen Gelegenheiten diese penetranten Mitmenschen, die einen dazu zwingen wollen, sich ebenso zum Affen zu machen, wie sie es selbst tun. Wenn man solche Leute nicht locker abprallen lassen kann, dann nervt das irgendwann wirklich extrem, selbst wenn man mit besten Absichten dort hingeht und es auf seine Art genießen will.

Es stört.
Ja, es scheint für manche Menschen tatsächlich ein großes Problem zu sein, wenn sich nicht jeder so verhält, wie sie es vorschreiben wollen. Ein Andersartiger unter tausenden Gleichgeschalteten stört dann wohl gewaltig. Mich stört es nicht, egal wie andere ausflippen. Warum diese Anderen mich nicht in Ruhe lassen können, muss ich nicht verstehen. Ich frage mich dann immer, wer da eigentlich gefühllos ist. Am Besten man hält sich von sowas fern. Will man jemandem einen Gefallen tun und ist nicht stark genug, nervt es.

Ob er denn nicht mitfühlen würde. Ob ich ihm egal bin
Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Wenn du ihm egal wärst, wäre er doch gar nicht da.

Kannst du dir sicher vorstellen, wie verletzt ich auch war
Tut mir leid, kann ich nicht. Wirklich helfen, die Situation ändern, ok. Erwachsene trösten finde ich kindisch.

Dass er glaubt, viele (grade negative Gefühle) gar nicht haben, das weiß ich ja von ihm selbst.
Normalerweise haben Alexithyme eher negative Gefühle, als positive. Z.B. die von dir auch angesprochene Wut.

Ich habe gelesen, dass Alexithyme Menschen durchaus Gefühle haben, sie aber vergraben sind und nicht mehr erkannt werden oder benannt werden können.
So kann man das nicht sagen. Die Vorstellung, dass in einem Alexithyme "normale" Gefühle schlummern, die auf ihre Befreiung warten und dann ausbrechen, ist sicher falsch.

Daher fand ich, rückblickend, den kleinen Ausbruch, in so einer Extremsituation (einer drohenden Trennung) gar nicht mal unlogisch.
Ich glaube eher, das war der Ausweglosigkeit seiner Situation geschuldet.

Irgendwo sind sie ja, die Gefühle.

Wenn sie immer nur missachtet wurden und er das Erkennen der Gefühle vermutlich ja auch gar nicht gelernt hat (die Mutter ist recht emotionslos), dann sind sie sicher irgendwo, aber so vergraben und versteckt und für ihn selbst nicht mehr erkennbar, dass die Erkenntnis über diesen Umstand, ihn hat emotioal werden lassen.

Nicht unbedingt, um nicht zu sagen, dass du dir da wahrscheinlich etwas vor machst. Was du beschreibst, wäre eher keine Alexithymie. Höchstens eine Überschneidung der Merkmale mit alexithymen Merkmalen.

Solche Erkenntnisse können einen recht unreflektierten Menschen sicher sehr schockieren und erschrecken
Ich kenne deinen Partner nicht, aber ich glaube, dass Alexithyme viel mehr reflektieren, als Gefühlsmenschen. Sie werden ja ihr ganzes Leben quasi täglich, wenn es primär Alexithxyme sind, auf ihre Besonderheioten gestoßen.

Grüße

Mißverstanden ?
26.05.2016 von lilawolke

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass du alexithym bist?

Dass nur, weil du schreibst, dass du es albern findest erwachsene Menschen zu trösten.
Das ist nicht albern, das ist menschlich. Ja genau, wie auch Traurigkeit menschlich ist.
Wenn ein Erwachsener Trost braucht, dann ist das okay. Aufzwingen nicht.
Aber albern ist Trost nicht, frag mal Millionen von Frauen, die sich in den Arm nehmen und sich trösten ;)

Der WM-Abend war vor dem Fernseher bei einem Freund zuhause. Nur in kleinem Rahmen. Kein Public Viewing.

Aber auch zum PV gehen bei solchen Ereignissen keine Irren, sondern vollkommen normale Leute^^

Ich denke abschließend kann man sagen, dass wir nichts wissen.

Ich bin auch überrascht über deine so extremen Schiderungen der Alexithymie. Im Internet gibt es ja einige Informationen darüber und hier ja auch einen Test. Beides lässt durchaus Spielräume zu. Und auch verschiedene Ausprägungen.
Ich hatte aus den Beschreibungen dieser Persönlichkeitsakzentuierung nicht geschlossen, dass ein Betroffener gar keine Gefühle spürt (denn er hat Gefühle, es gibt keinen Menschen ohne Gefühle).

Gut, ich denke, ich bin mal froh, dass er mich offensichtlich liebt und das auch kann.
Und hoffe, dass er seine Kindheit und auch spätere Traumata aufarbeiten kann (mit großem Glück lässt er dabei Hilfe zu)

Danke dir !

Antwort auf vorherigen Beitrag
26.05.2016 von Anonym

Hallo,

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass du alexithym bist?
Ja.

Aber albern ist Trost nicht, frag mal Millionen von Frauen, die sich in den Arm nehmen und sich trösten ;)
Vielsagend, dass du es auf Frauen einschränkst. :-P
Keine Angst, natürlich habe ich im letzten Beitrag bewußt die alexithyme Sicht in den Vordergund gestellt. Wenn wir uns drauf einigen können, dass es Menschen gibt - von mir aus pauschal gesagt ca. 89% - für die Trost etwas Wichtiges ist, es aber eben auch Menschen gibt - mind. ca. 11% pauschal gesagt - die nichts mit Trost anfangen können, ist es ok.

Der WM-Abend war vor dem Fernseher bei einem Freund zuhause. Nur in kleinem Rahmen. Kein Public Viewing.
Das Thema "genervt sein" hattest du aber im Zusammenhang mit dem Konzert näher ausgeführt.

Aber auch zum PV gehen bei solchen Ereignissen keine Irren, sondern vollkommen normale Leute^^
Zum einen ist Fussball sehen mit mehr als 3 Leuten für Alexithyme Public Viewing. Ok, bei einigen evtl. auch erst ab 4 oder 5 Leuten. Doch, das ist kein Witz. Zum anderen "normale" Leute eben aus deiner Sicht. Die "objektive" Norm ist zumindest zur Zeit immer noch eine andere, wie die Prozentzahlen ausweisen. Von der alexithymen "Norm"/Sicht ganz zu schweigen. Auf die Schnelle habe ich nur Zahlen von 2006. Nicht zu Hause gesehen haben zwischen 16 und 22 Prozent, je nach Spiel. Und das ist dann nicht nur PV, sondern auch in Kneipen, bei Freunden, auf Reisen usw. Man könnte sagen, dass der Anteil der PV-Seher nicht größer zu sein scheint, als die der Alexithymen an der Gesamtbevölkerung. Von Irren habe ich sowieso nichts geschrieben.
Auf die Formulierung "zum PV gehen auch relativ normale Leute" könnte ich mich ja einlassen.

Ich bin auch überrascht über deine so extremen Schiderungen der Alexithymie. Im Internet gibt es ja einige Informationen darüber und hier ja auch einen Test. Beides lässt durchaus Spielräume zu. Und auch verschiedene Ausprägungen.
Nichts anderes schreibe ich doch auch. Aber ich kann nicht bei jedem Argument eine lange Abhandlung schreiben, dass es so und so und so sein kann. Natürlich pauschalisiert man/pauschalisiere ich bzw. schreibe ich von nach meinem Eindruck durchschnittlichen Alexithymen. Bei Gefühlsmenschen pauschalisieren wir übrigens auch. Die fühlen auch nicht alle genau gleich. Ich versuche es so zu schildern, wie es meiner Erfahrung nach, bei den meisten hier direkt oder indirekt aufschlagenden Alexithymen ist.

Ich hatte aus den Beschreibungen dieser Persönlichkeitsakzentuierung nicht geschlossen, dass ein Betroffener gar keine Gefühle spürt
Das habe ich nie behauptet. Ich versuche zu vermitteln, dass es nicht funktioniert, die Gefühlswelt von Gefühlsmenschen herunter zu rechnen und dann zu glauben, Alexithyme zu verstehen. Dass Freude für einen Alexithymen z.B. völlig anders funktionieren kann, als für einen Gefühlsmenschen. Sogar von ganz vorhanden wie bei gefühlsmenschen bis zu gar nicht.

(denn er hat Gefühle, es gibt keinen Menschen ohne Gefühle).
Da weißt du mehr, als die Wissenschaft.

Und hoffe, dass er seine Kindheit und auch spätere Traumata aufarbeiten kann (mit großem Glück lässt er dabei Hilfe zu)
Naja, dann viel Glück bei der Reperatur der Nervenbahnen, falls z.B. bei ihm das limbische System mit dem präfrontalen Cortex nicht "normal" vernetzt ist, oder z.B. die Weiterleitung emotionaler Reize im Stirnlappen "verlangsamt" abläuft.
Du siehst es aus deinem Blickwinkel und als psychischen Defekt, der mit psychiatrischen Verfahren zu beheben ist. Wenn es bei ihm so ist, dann ist es eher keine Alexithymie. Wenn es bei ihm Alexithymie ist, dann ist es vermtlich primäre Alexithymie und ihr werdet scheitern, wenn du ihm nicht entgegen gehst. Die Anfänge, hast du ja erlebt bzw. beschrieben. Und so wie du bei mir bisher rüber kommst - das meine ich nicht böse oder als Vorwurf an dich - werdet ihr die Todesspirale weiter durchlaufen. Wie die weiter geht, hast du vermutlich im Forum gelesen.

Grüße

hmmm....
26.05.2016 von lilawolke

Ja, die Todesspirale wird dann weiterlaufen, das fürchte ich auch.

Es dürfte insgesamt schwierig sein, für Alexithyme, eine gute Beziehung zu führen.
War es bei ihm auch immer. Die Enttäuschungen haben die Lage sicher nicht gebessert.

Denn eine Frau zu finden, die wenig Emotionalität aufweist oder auch nur aushalten kann.
Das ist sicher schwer.
Vielleicht jemanden, der genauso ist. Aber auch da wird es Probleme geben. Wenn keiner von beiden Gefühle leben oder wirklich ausdrücken kann, sind ja auch Missverständnisse praktisch vorprogrammiert.

Ich habe selbst Erfahrungen mit Therapien gemacht. Mir ist klar, dass sich niemand von Grund auf ändern kann.
Das würde ich nie erwarten.
Wir hoffen wir finden einen Weg gemeinsam mit den Unterschieden umzugehen. Dafür haben wir uns Hilfe geholt, gemeinsame Hilfe, eine Paartherapie.
Ich hoffe sie kann uns helfen. Kommunikation verbessern, mehr Offenheit, mal über Dinge reden.
Vielleicht auch eher begreifen, wie der andere in Wahrheit tickt.

Wenn das nicht gelingt, sehe ich entweder keine Zukunft oder eine sehr unglückliche :(

hmmm....
26.05.2016 von lilawolke

Ja, die Todesspirale wird dann weiterlaufen, das fürchte ich auch.

Es dürfte insgesamt schwierig sein, für Alexithyme, eine gute Beziehung zu führen.
War es bei ihm auch immer. Die Enttäuschungen haben die Lage sicher nicht gebessert.

Denn eine Frau zu finden, die wenig Emotionalität aufweist oder auch nur aushalten kann.
Das ist sicher schwer.
Vielleicht jemanden, der genauso ist. Aber auch da wird es Probleme geben. Wenn keiner von beiden Gefühle leben oder wirklich ausdrücken kann, sind ja auch Missverständnisse praktisch vorprogrammiert.

Ich habe selbst Erfahrungen mit Therapien gemacht. Mir ist klar, dass sich niemand von Grund auf ändern kann.
Das würde ich nie erwarten.
Wir hoffen wir finden einen Weg gemeinsam mit den Unterschieden umzugehen. Dafür haben wir uns Hilfe geholt, gemeinsame Hilfe, eine Paartherapie.
Ich hoffe sie kann uns helfen. Kommunikation verbessern, mehr Offenheit, mal über Dinge reden.
Vielleicht auch eher begreifen, wie der andere in Wahrheit tickt.

Wenn das nicht gelingt, sehe ich entweder keine Zukunft oder eine sehr unglückliche :(

Antwort an lilawolke
09.10.2016 von christam

Liebe lilawolke
Deine Schilderungen erinnern mich stark an einen Bekannten mit Asperger.
Google doch mal Asperger

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