Thema: Ja, so bin ich. ;)

Deutsches Alexithymie Forum > Betroffene und Angehörige

Ja, so bin ich. ;)
12.01.2013 von Bonnie

Guten Tag,

Ich bin Bonnie, 31 Jahre alt und auch endlich angekommen. Mit meinem "Problem". 

Ist es ein Problem? Jetzt, wo ich es beim Namen benennen kann? 
Nein. Nicht für mich. Ich bin, wie ich bin. Und eigentlich zufrieden. 
Aber, im Laufe meines Lebens stellte ich fest, dass es für andere ein Problem darstellt. Unter Umständen. Was mich wiederum nicht allzustark belastete, war ja nicht mein Probem. Sondern ihres! Nur, nachdem mein langjähriger (noch) Ehemann mir vor ein paar Wochen sagte, ich habe keine Gefühle, ging es gegen mein Ego. Denn: ich habe durchaus Gefühle. Nur in meiner Wahrnehmung und Widergabe dieser unterscheidet es sich von den "anderen". 

Generell trifft folgendes auf mich zu
- Emotionen erlaube ich mir nicht immer und an jedem Anlass. 
- Emotionen zeige ich nicht immer und an jedem Anlass. Geht keinen was an. Und wenn, entscheide ich, wem ich sie öffentlich zeigen will und wem nicht. Das ist mein Innerstes, muss nicht jeder wissen. 
- je näher mir eine Person steht, desto mehr öffne ich mich. Desto mehr bekommt er von mir ab. Wenn diese Person es tatsächlich geschafft hat, dass ich ihn Nahe bei mir haben will oder auch ertragen kann, dann ist diese Person es wert. Logische Schlussfolgerung. 
- die meisten Menschen langweilen mich. Ich habe nicht viele Freunde. Die sind mir allerdings lieb. Nur dürfen nicht erwarten, dass ich Lust habe, mich täglich mit ihnen zu beschäftigen. Ist mir zu anstrengend. 
- Hass empfinde ich überhaupt nicht. Muss was ganz schlimmes sein im meiner Vorstellung. Kam, trotz schlimmen Erlebnissen, nur nicht dazu, diesen zu empfinden. Interessiert mich diese Erfahrung auch wirklich? Bringt sie mich weiter wenn es etwas so schlimmes ist? Nö! Also kann ich auch darauf verzichten. 
- mein ganzer Tagesablauf folgt logischen Handeln. Und Hinterfragen, Verstand einsetzen, Vernunft waltend. 
- neue, unbekannte Anlässe und Situationen überfordern mich. Bekomme ich Unbehagen und Panik. Wenn diese Situationen spontan eintreten, reagiere ich intuitiv, emotional, kann für oder schlecht ausgehen, keine Zeit zum nachdenken. Das mag ich aber eigentlich nicht. Besonders wenn es mir gleich zu Beginn widerstrebt. Ich brauche Zeit. Immer Zeit. Erst Emotionen abklingen lassen, sie halten mich vom logischen Denken und vom Verstand einsetzen ab. 
- Werte: alles wird nach Wertigkeit eingeteilt. Wenn es überwiegend negativ ist, empfinde ich es als nicht wert getan zu werden. Vielleicht überwiegt aber das Wissen, dass es für andere eine positive Bedeutung hat. Dann tue ich es sogar trotzdem gerne. Ansonsten wenn es für mich gleich positiv erscheint, hält mich auch nichts davon ab es durchzuziehen. Es sei denn, es könnte für andere negativ sein. Da muss ich abwägen ob ich es dennoch verantworten kann. 
- Pflichtbewusstsein und Versprechen haben für mich oberste Priorität. Ich halte mich daran, erwarte es auch von anderen. 
- Verlässlichkeit ist eine unbedingte Konstante im meinem Leben. Ich brauche diese Sicherheit. Von mir und anderen. Wankelmut der anderen verunsichert mich! 
- Ich kann es nicht ausstehen wenn andere Leute nur mir etwas vorjammern was sie gerne täten oder wären. Ich frage, warum sie es nicht umsetzen. Und wenn sie es mir mit rationalen Argumenten nicht erklären können, nervt mich das. 
- ohnehin nerven mich Gefühlsausbrüche - kommen mir oft übertrieben vor. Bei Gewinnen oder Geschenken beispielsweise. Diese, für mich hysterischen, Ausbrüche, die Freude darstellen sollen. Nicht mein Ding. Da kommt mir diese Person schon gleich unsympathisch vor. Oder wenn jemand, für mich völlig überraschend, anfängt zu weinen. Ich sehe oft keinen Anlass dazu. (auf Kommando heulen. Ätzend). 
- Generell mag ich lieber mit Männern reden. Frauen langweilen mich. Frauenthemen (Gespräche über die neuste Ausgabe von "schöner Wohnen"..: bäh!). Komm ich nicht klar. 
- Generell führe ich auch nur Gespräche wenn es mir wert erscheint ein Gespräch zu führen. Der Gesprächspartner und das Thema muss stimmen. Alles andere ist Zeitverschwendung. Meine Lebenszeitverschwendung. Strassentratsch geht gar nicht. 
- Trauer und weinen fällt mir schwer. Auch Todesfälle in der Familie nehme ich anders auf und wahr wie die anderen. Klar tut es mir leid. Und je näher die Person mir stand, desto weher tut es. Hatte ihr ja auch mehr Gefühle zugestanden. Aber so öffentlich trauern wie die anderen oder Bestürzung zeigen kann ich nunmal nicht. Weil ich es nicht will. Das "erledige" ich für mich selbst im "stillen Kämmerchen". Kam auch schon vor, dass ich bei gewissen Menschen überhaupt keine Trauer empfand. Bis heute. Bei meiner Schwester zum Beispiel. Ihr Tod wurde mir erst Jahre später bekannt. Hatte kein besonderes Verhältnis zu ihr --> belastet mich eigentlich überhaupt nicht. Auch wenn es schade um sie ist. Beim Tod meines Opas war auch erstmal keine Trauer da. Dafür trauere ich seit dem immer mal wieder um ihn. Ist Jahre her. Aber ab und an bricht es mal durch. Ich erinnere mich seiner, dann weine ich um ihn. Am nächsten Tag ist wieder gut. 
- Kommentare wie: "du freust dich ja gar nicht", "findest du das nicht toll?", "warum reagierst du nicht", "lachst ja gar nicht", "bist du nicht auch aufgeregt", "hast du keine Angst", usw gehören seit Kindheitstagen zu den Fragen, die ich immer gestellt Bekomme. Doch! Ich empfinde das alles. Nur anders. Für mich selbst. Und vielleicht nicht so überschwänglich wie sie es tun. Und zeigen muss ich es - wie gesagt auch nicht jedem!
- Gefühle zeigen ist für mich auch ein Ausdruck von Schwäche unter Umständen. 
- viele Ängste habe ich nicht im Leben. Fast alles lässt sich logisch und rational erklären und einordnen. Eher unvorhergesehene, unbekannte Situationen und Anlässe bereiten mir Angst. Sehr unangenehm. Das bedeutet Kontrollverlust. Ich mag es, erstmal so viele
Szenen wie möglich gedanklich durchzuspielen. Mich einzuarbeiten und einzulassen auf kommendes. Mögliche Reaktionen zu erdenken auf vor mir liegendes. Auch wenn es dann vielleicht ganz anders kommt. Aber ich habe mich darauf vorbereitet. Darauf kommt es an. 
- Schönheiten und Leidenschaften kann ich finden in der Musik, in Landschaften und Natur und Gemälden dazu und auch in der Sexualtität. Da kann ich mich einlassen und fallen lassen. Kopf ausschalten. Emotional sein. Gerade beim Sex muss aber mein Vertrauen ganz dem Partner gehören. Anders geht es nicht. 
- ich mache alles freiwillig, aus mir selbst heraus, oder gar nicht. Punkt. Entweder, ich bejahe etwas (auch für andere tun) oder eben nicht. Das kommt vielen Menschen teilweise grausam vor bisweilen. Ist aber nicht mein Problem. Ist ihres. Grundsätze und Prinzipien sind mir das äußerste Gut. Und meine Freiheit zur Selbstbestimmung. 
- ich mag nicht Teil der Gesellschaft sein. Nur aus Gruppenzwang heraus. Sondere mich oft ab wenn mir was nicht passt. Die Gesellschaft suche ich mir aus wenn ich gerade Gesellschaft haben möchte. Wenn ich in Stimmung bin andere zu "ertragen" beziehungsweise, wenn ich Gesellig sein mag. Spontane Einladungen zu nachbarschaftlichen Grillfeiern lehne ich fast immer ab. Da müsste ich ja mit Leuten zusammen sein, deren Gesellschaft ich eigentlich gar nicht will und Gespräche führen, die mir belanglos erscheinen. Smalltalk. Gähn. 
Nein, wenn ich feiern will, dann lade ich mir selbst ein. Brauche allerdings vom ersten Gedankenimpuls ("och, könnte mal wieder feiern") bis zur konkreten Umsetzung Vorlaufzeit. Es muss sich alles erstmal festigen. Bei der Umsetzung bin ich dann allerdings perfektionistisch angehaucht. Schließlich habe ich es mir mental ja bereits so ausgedacht. 
- Organisation im Leben ist alles. 
- Ordnung im Leben ist alles. Nur ein paar Schubladen in der Wohnung behalte ich mir als Chaos-Schubladen vor. Da liegen die Dinge drin, mit denen ich ohnehin nicht klar komme oder brauche. 
- oft vergesse ich andere zu fragen, wie es ihnen geht. Also: bei zufälligen Begegnungen. Sind dann nämlich oberflächliche, kurzweilige Gespräche --> brauch ich nicht, und die Frage nach dem Befinden ist eine reine Floskel. Wird eh nicht ernsthaft und aufrichtig beantwortet. Also: Zeitverschwendung. 
- ab und an verliere ich mich in Details, die in meinem Kopf so erdacht sind. Aber eigentlich unwichtig in der realen Umsetzung. Doch: ich habe es halt so im Kopf. Will es auch so da haben!
- wenn ich was nicht weiß oder mich auf etwas vorbereiten will/muss, recherchiere ich. 
- alles unterliegt irgendwie logischen Handlungen. Alles weltliche. 
Unbehagen bereitet mir Religion, Spirituelles, irrationales. 
Also auch Emotionen. Zwischenmenschliche. Deshalb versuche ich sie stets aus und durch psychologischer Sicht oder logischem Handeln (Ursache --> Wirkung / Aktion --> Reaktion) zu betrachten und analysieren. 

Und noch vieles mehr. Soweit erstmal ein Einblick zu mir. 
So bin ich. 
Und nun weiß ich, dass es auch andere wie mich gibt. :)

Also: ob ich mich ändern soll? Für mich bin ich logisch. Und logisch, dass ich mit mir keine Probleme habe. Trotzdem belastet es andere. Sonst würde ich nicht als "Froschnatur", "unterkühlt" und "emotionsloser Stein" angesehen werden.

Nun. Was mache ich also aus dieser Tatsache? Keine Ahnung. Mir fehlt gerade die Einsicht. Wüsste nicht, warum ich mich ändern soll. Kraftaufwand zu gross für eine Änderung, von der ich nicht überzeugt bin.

Antwort auf vorherigen Beitrag
15.01.2013 von Anonym

Hallo,

willkommen im Club. Zufriedene Alexithyme schreiben selten. Hoffentlich wird deine klare und ausführliche Beschreibung oft gelesen. Ich habe viele Ähnlichkeiten zu mir gefunden.

Grüße

Wieso eine Beziehung?
16.01.2013 von kokos

Liebe Alexis,

ganz ohne euch auf die Füße treten zu wollen, möchte ich euch doch etwas fragen:
Wir haben inzwischen wohl herausgefunden, dass das Zusammenleben Alexis + Normalos für beide Seiten anstrengend ist, auch für euch, da ihr ständig mit unverständlichen, nervenden Gefühlen konfontiert werdet, die es euch eher unbehaglich machen.

Wieso wir "Gefühlis" Beziehungen eingehen, ist klar. Wir spüren unsere Gefühle und projezieren sie auf den anderen - meist, ohne dass wir wissen, dass er diese Gefühle nicht erwidern kann. Wenn wir es merken, ist es "zu spät", und wir lieben denjenigen und schaffen nicht mehr leicht den Absprung. (Exkurs: Ich merke selbst gerade: Aus eurer logischen Sicht macht meine Beziehung nicht viel Sinn, auch wenn wir durchaus sehr schöne Stunden zusammen haben, ist einfach das "Gefühlsgefälle" sehr stark, trotzdem schreit in mir alles "NEEEIN", wenn ich daran denke, es zu beenden. Wirkt für euch sicherlich absurd.)

Daher die Frage: Wieso geht ihr Beziehungen ein? Es klingt, als wären diese hauptsächlich anstrengend für euch. Und ohne die Emotionen, aus denen wir Gefühlis die Kraft aus einer Beziehung schöpfen, scheint für mich eine Beziehung doch viel Arbeit für wenig Resultat?
Ist es sozialer Zwang?

kokos

Antwort auf vorherigen Beitrag
16.01.2013 von Anonym

Hallo,

Wieso geht ihr Beziehungen ein?
Alexithyme gehen Beziehungen aus dem gleichen Grund ein, aus dem Gefühlis Beziehungen eingehen: Zur Fortpflanzung.

Als Motive kann man auch anführen: "schöne Stunden", Befriedigung sexueller Bedürfnisse, Paarungstrieb, Interesse des Partners, Bequemlichkeit, gemeinsame Interessen, ergänzende Fähigkeiten, Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, Vorsorge für Notfälle usw.

Im Grunde steht letztendlich immer der evolutionsbedingte Fortpflanzungstrieb hinter solchen Motiven. Auch das Gefühl Liebe dient ja dazu, die Fortpflanzung zu optimieren.

Beziehungen einzugehen liegt im Grunde "in den Genen von uns allen". Liebe ist dazu nicht unbedingt erforderlich. Es wird sogar vermutet, dass sich im Matriarchat das Gefühl Liebe gar nicht entwickelt. Übrigens gibt es im Tierreich viele Beziehungen ohne Liebe.

Und ohne die Emotionen, aus denen wir Gefühlis die Kraft aus einer Beziehung schöpfen, scheint für mich eine Beziehung doch viel Arbeit für wenig Resultat?
Auch wir wissen erst wenn wir in einer Beziehung sind, wie viel Kraft sie kostet. Wir kommen dann sogar vermutlich schwieriger raus, als ihr. Ihr verliebt euch locker neu. Wir brauchen schon überzeugendere Gründe.
Für mich wären eure flüchtigen Emotionen wenig Resultat. Mich wundert, dass ihr all die Arbeit und die angeführten positiven Erfahrungen mit dem bisherigen Partner über Bord werft, wenn ihr euch neu verliebt.

Grüße

@ Anonym - Respekt steht jedem gut
16.01.2013 von Romaldo

Wir "Gefühlis" haben keine flüchtigen Emotionen! Wir verlieben uns auch nicht locker neu und schon gar nicht werden positive Erfahrungen über Bord geworfen.
Es ist nicht erforderlich, dass Du - egal welcher Beitrag hier eingestellt wird - Deine "Meinung" an den Mann (die Frau) bringst. Es steht Dir besser mehr Respekt anders Denkenden und anders Lebenden gegenüber zu zeigen!

@Romaldo mangelnder Respekt auf beiden Seiten
17.01.2013 von 1985erM

Ich würde behaupten du tust Anonym unrecht.
Du wirfst ihm mangelnden Respekt vor und bist ebenso respektlos,wie du ihm vorwirfst zu sein.
Da liegt halt der Unterschied zwischen euch fühlenden Menschen und uns.
Ihr besitzt Feingefühl für Gegenüber und drückt euch demnach anders aus,als wir es tun(bei Anonym scheint es mir so,als wären wir beide gleich und sagen klar und offen,was wir meinen und viele andere werden diese Meinung sicher auch unterschreiben).

Für uns nicht fühlende Menschen wirkt es so,als würdet Ihr fühlenden Menschen eure Gefühle für einen anderen Menschen wegwerfen und alles über Bord werfen.
An sich unterscheiden wir uns in Beziehungsdingen kaum von euch.Bei euch beginnt eine Beziehung durch Gefühle und bei uns sind es halt andere Faktoren,die uns zu einer Beziehung führen.
Ihr habt beim Ende einer Beziehung Probleme mit euren Gefühlen,sie sind einfach da und ihr könnt sie nicht so einfach abschalten.Wir suchen uns Partner aus anderen Gründen und wenn dann plötzlich der Partner weg ist,fehlt uns etwas und zwar das,warum wir gerade diesen Partner ausgewählt haben.
Bevor wir eine neue Beziehung beginnen,müssen wir uns erst einmal daran gewöhnen,dass uns dieses gewisse Etwas fehlt und dann suchen wir dieses Etwas in einem neuen Partner.
Bei euch sind die Gefühle für den Expartner noch da und ihr müsst mit diesen erst einmal zurecht kommen,bevor ihr für einen anderen Menschen wieder solche Gefühle entwickeln könnt.
Und nun kommen wir einmal zu einer etwas anderen Sichtweise auf diese ganze Sache:
Jeder Mensch sucht sich immer wieder Partner,die einem bestimmten Typ entsprechen.Ihr landet auch immer wieder bei ähnlichen Partnern,ebenso wie wir wieder bei ähnlichen Partnern landen.
Bei euch kann es eine bestimmte Geste sein,die bei euch Gefühle auslöst und bei uns ist es z.b. eine besondere Fähigkeit,die uns zu diesem Menschen führt.

So viel dazu und vielleicht denken jetzt beide Seiten etwas anders.

PS: Ich gehe mal davon aus,dass viele von beiden Seiten(fühlend und nicht fühlend) meine Worte unterschreiben werden,wenn nicht,dann kann ich auch damit leben.

@ 1985erM - Respektlosigkeit?
17.01.2013 von Romaldo

Die von mir zitierten Aussagen kamen von Anonym. Ich habe mir Respekt anders Denkenden erbeten. Was bitte ist daran respektlos?
Im Übrigen teile ich Deine Ansicht in keiner Weise. Die Pauschalierung wie hier über "Gefühlis" geredet wird, zeigt mir, dass die Differenzierung schwer fällt. Menschen bleiben Menschen, egal ob sie fühlend oder nicht fühlend sind. DIe Charakteren sind vielschichtig und lassen sich nicht auf diese 2 Gruppen reduzieren. Die Indivudualität eines jeden Menschen macht ihn einzigartig.

"Bei euch sind die Gefühle für den Expartner noch da und ihr müsst mit diesen erst einmal zurecht kommen,bevor ihr für einen anderen Menschen wieder solche Gefühle entwickeln könnt."

Diese Aussage von Dir stimmt für mich zum Beispiel in keiner Weise.

Wahrnehmung von Respektlosigkeit
17.01.2013 von Martin

Ich sehe hier auch in keinster Weise Respektlosigkeit sondern finde es wichtig, dass in diesem Forum jeder seine Sicht der Dinge möglichst klar und deutlich weitergibt. Genau dafür ist es vermutlich auch gedacht.

Die Antwort von @Anonym ist wunderbar und gibt eine Sichtweise warum Alexis sich verlieben - daran ist nichts auszusetzen.

Für die meisten hier (und mich) ist gerade diese Offenheit sehr wichtig um neue Sichtweisen zu bekommen und andere besser verstehen zu können. Besonders die Antworten von @Anonym finde ich ausgesprochen wichtig und geben (zumindest mir) einen wunderbaren Einblick.

Antwort: Partnerschaft/Ehe
17.01.2013 von Bonnie

Warum gehen wir Beziehungen ein?

Nun, aus dem gleichen Grund wie alle anderen. 
Nur, weil wir unsere Welt anders wahrnehmen, bedeutet das nicht, dass wir anders Handeln. 
Für mich teilt sich die menschliche Psyche in zwei Teile ein:
- den emotionalen
- den logischen
In der emotionalen Welt handeln wir aus unseren Trieben heraus. Aus unserem Urinstikten. Diese Handlungen sind, für mich, oft irrational und wenig nachvollziehbar. 
In der logischen Welt, in der Welt des Verstandes, ist die Vernunft begründet. Sie ist die Wiege. Alle Vernunft beruht auf logischem Denken. 

Eine Partnerschaft und eine Ehe beruhen auch auf Vernunft. Es ist für mich logisch, eine monogame Beziehung in einer Partnerschaft zu führen. Alle Argumente sprechen dafür, genau wie die Rollenverteilung in einer Partnerschaft/Ehe. Jeder hat seine Aufgabe zu erfüllen. Wie jedes Paar sich dabei abspricht und die Rolle des einzelnen dabei ausfällt, obliegt ihnen. Natürlich haben auch Menschen wie wir essentielle Urtriebe in uns. Fortpflanzung. Klar, habe ich auch Kinder. Es liegt in der menschlichen Natur. Und für mein Begehren wäre es unlogisch gewesen, diesem nicht nachzugehen. 

Ob ich meinen Mann liebte? Sicherlich. Auf meine Art und Weise. Alles sprach damals dafür, dass er Mr. Right war. Alles rational begründet. Natürlich gab es Kleinigkeiten (Charaterschwächen), die ich damals schon erkannte - da allerdings überwiegten andere Vorzüge, meine Toleranz und der unerschütterliche Glaube, dass Menschen geistig Reifen, mit den Jahren. Nach und nach machen wir alle - von uns selbst heraus oder von der Umwelt gezwungen - geistige Entwicklungsschritte mit, erwachsen in uns selbst. 
Tja. Leider kam er nie dahin, wo ich ihn gern gehabt hätte. Ich musste einsehen, dass er nie zu dem wird, was ich mir wünschte. Nein, ich zwang ihn nie zur Änderung. Es war mir wichtig, dass er selbst vernünftig wird. Sich selbst erarbeitet und mit sich wächst. Was ich nicht berücksichtigte: das er gar nicht so war wie ich. Er lebte in einer anderen, parallelen Welt. Seiner Natur gemäß. Deshalb mache ich ihn, für diese Unfähigkeit seinen Verstand zu nutzen, rückblickend auch keine Vorwürfe. Im Gegenteil: soll er weiterhin so sein, wie er ist. Ich bleibe so, wie ich bin. Nur: ohne ihn. Zwölf Jahre Wartezeit sind genug. Logisch für mich, meine Beweggründe, warum ich solange wartete, unlogisch aber nun für mich, weiter an der Ehe festzuhalten. Kurzum: macht keinen Sinn mehr, in meiner Sichtweise. 
Viel Nachtrauern oder Mitleid oder sonst was habe ich auch nicht. Für mich ist die Sache abgeschlossen und nur noch reine Formalität. Es macht mir auch kein schlechtes Gewissen, dass er jetzt zu einer Therapeutin rennt. Weil er nicht klar kommt. Im Gegenteil: für mich ein Hohn! All die Jahre herrschte zwischen uns Kommunikationslosikeit. Er wusste nichts mit mir zu besprechen. Ein Spitzentyp in seinem Interessen- und Fachbereich. Zu seinen Themen kann er Tagelang Vorträge halten ohne einmal zu pausieren. Mit mit hatte er nichts zu sprechen weil ich sein Interessensgebiet nicht teile und er links und rechts davon nichts zu sprechen weiß. So geht er also jetzt zu einer bezahlten Therapeutin. Sein Leid klagen. Und sehen wir uns, spiegelt sich nur wider, was all die Jahre war: Kommunikation findet nicht statt. Schweigen. Diesmal allerdings, weil er sich im Selbstmitleid suhlt. Widerlich. Es ging soweit dass er immer, für mich absichtlich, vor den Kindern den Trauerklos spielte und heulte. Mein Sohn fragte mich dann, warum Papa so traurig ist. Da bin ich auch mal bös geworden - So ein Theater vor den Kindern! Kann er das nicht für sich selbst im Stillen erledigen?! Ging gar nicht!
Also: 
Alles widerspricht meiner Logik, an dieser Ehe festzuhalten. Da lasse ich mir auch von Verwandten und Freunden nicht einreden ("probiert es doch nochmal... Blabla...). Nein! Habe 12 Jahre probiert. Genug davon. Da hilft kein Betteln oder Mitleid erhaschen wollen. Im Gegenteil: solche Verhaltensweisen machen es nur schlimmer für mich. Ekeln mich sogar an. Da bekomme ich Gänsehaut weil es mir so zuwider ist. 

Für mich gilt's: Schlussstrich ist gezogen, ich mache ihm weder Vorwürfe, mir aber auch keine Selbstvorwürfe, versuche die Sache vernünftig einvernehmlich zu beenden wie möglich und solange er sich nicht von dieser emotionale Gefühlsebene leiten lässt und einen Rosenkrieg anfängt zu starten, kommen wir beide aus der Nummer sauber raus. 
Soweit zum Thema: Partnerschaft/Ehe 

Generell angemerkt:
Ich weiß, dass wir oft in unserer Ausdrucksweise und in unserem Handeln bei anderen Menschen bisweilen arrogant bis gnadenlos/grausam erscheinen. Die egoistischen Arschlöscher sind. Und dass emotional geleitete Menschen nicht immer nachvollziehen können. Nun: wir sind halt so! 
Ich kann auch nicht verstehen, warum Menschen, wenn sie sich auf der Strasse begegnen und sich eigentlich eher unbekannt sind, überschwänglich Umarmen und auf die Wange küssen. Die "Bussi-Bussi-Gesellschaft". Bäääh! Kommt mir bloß nicht zu nahe.  ;)
- Dann ist alles okay.
Wenn hier im Forum Antworten gegeben werden, die emotional geleiteten Menschen respektlos erscheinen, dann tut es mir aufrichtig leid (für die Emotionalen). Allerdings müsst ihr verstehen, dass wir das sagen, was wir denken. So ist unsere Welt. Und wenn ihr die gekränkten Emotionen mal zur Seite packt und die Aussagen nochmal mit Verstand lest, dann werdet ihr dahinter alle befindliche Logik erkennen, die für Vernunft und Rationalität stehen. 
Für mich sind Emotionen auf einem niederen Level des Menschsein gestuft. Das höhere Level ist der Verstand und die Vernunft, die kommen ohne Emotionen aus. Ich sehe ein, dass für ein optimales Zusammenleben in der Gesellschaft ein gutes Mittelmaß notwendig ist. Logisch. Bemühe mich dementsprechend in zwischenmenschlichen Kontakten auch. Aber für mich selbst brauche ich Emotionen nicht. Sie halten mich vom denken und meiner eigenen Entwicklung ab!  

Fachliche Diagnose oder Selbstdiagnose?
17.01.2013 von Elana

Hallo Bonnie

Hast Du denn Deine Alexithymie schon näher abgeklärt bei Fachpersonen oder ist das eine Selbstdiagnose?

LG Elana

Antwort Elena
17.01.2013 von Bonnie

Hi Elena,

Nein, lautet die Antwort. Beim Professionellen war ich nicht. Warum auch? Für was soll ich einem anderen Geld bezahlen? Was will ein anderer bei mir einschätzen, was ich doch selbst kann? Und was sollte mir diese teuer bezahlte Diagnose bringen?

Weil mir 99,9 % der Weltbevölkerung egal sind und ich oft Mühe daran habe Gefallen an Dingen oder zwischenmenschlichen Abläufen zu finden und/oder ich mich gar weigere, diese auch noch mitzumachen? Weil ich zwar Gefühle (manche wie Hass, gar nicht) habe, die aber meist schwach ausgeprägt sind (ich sie dennoch einzuschätzen gelernt habe), sie aber am liebsten kontrolliert ablaufen lasse oder zulassen tue oder gar verweigere? Weil mir ziemlich viele Rituale, Gebräuche und Sitten komisch vorkommen und ich finde, dass die Leute sich dabei zu Narren machen mit ihrem "Hokus-Pokus"? Weil ich mich Kosenamen ("Schäutzelchen", "Honigbärchen) oder Babysprache ("Guttschi-Guttschi - hast du aber fein gemacht! Lass uns erst Happa-Happa und dann Atta gehen") nerven? Omg! Da bekomme, in mir, Anfälle! Weil andere mir oft sagen: "Boah! Wie bist du denn drauf?! Lässt dich das kalt?"? Weil mir mein Zonk, nach zwölf Jahren sagt, ich sei ein "emotionsloser Stein"?

Das weiß ich alles selbst. Warum sollte ich mir das offiziell Diagnostizieren lassen?

Das Leben eines jeden ist vielfältig. Genauso vielfältig die Variationen von Gefühlsarmut. Ich gebe zu: eine teilweise von mir sogar selbst gewählte! Sicherlich könnte ich auch anders. Aber das verbiegte mich nur. Es geht mir so ganz gut gerade. Wüsste mir keinen Grund, warum ich mir die nervige und anstrengende Welt der Emotionen anerziehen sollte. Die, die ich habe, reichen mir. Bin satt, danke!

Nur fachliche Abklärung seriös
17.01.2013 von Elana

Hallo Bonnie

Also ehrlich gesagt wirkst Du für mich sehr emotional und nicht so typisch nüchtern. Es ist auch möglich, auf rationale Weise sehr affektiv zu sein, aber bei Alexithymie geht es wirklich auch um eine Affektverminderung. Deshalb würde ich das schon abklären lassen, denn es könnte auch eine andere Diagnose hinter Deinen alexithymen Eigenschaften stecken. Außerdem würde ich nicht von "Wir Alexis" sprechen, wenn Du nicht einmal eine offizielle Diagnose hast. Da könnte ja jeder kommen und sagen "Wir Alexis". Das ist nicht korrekt so. Da braucht es schone eine fachliche Abklärung. Das wird auch bei den Aspies so gehalten. Nur eine offizielle Diagnose ist seriös, um damit angeben zu können ;-)

LG Elana

Antwort Elena
17.01.2013 von Bonnie

Hi Elena,

Habe eben ein paar Momente überlegt ob es Sinn macht, an dieser Stelle weiter zu diskutieren und mich dir gegenüber über meine Persönlichkeit weiter zu verteidigen und rechtzufertigen.
Bin zu dem Ergebnis gekommen: Zeitverschwendung.
Menschen, die darauf beharren, dass man mit Dokumenten oder Zertifikaten um sich wedelt um sich selbst bezeugen oder darstellen zu können, sind oberflächliche Menschen. Wenn du dich nicht selbst genug kennst und dir selbst vertraust um dich zuverlässig einschätzen zu können ist das deine Sache. Schade! Warum eigentlich. Persönlichkeiten bestehen nicht nur aus Schwarz und Weiss. Sondern aus ganz vielen grauen Vacetten dazwischen.
Nun, nimm deinen offiziellen Schein und ergötze dich daran. Mir soll's Einerlei sein.
Ich brauche ihn nicht. Ich vertraue mir selbst in meiner Einschätzung.
Disskusion für mich an dieser Stelle beendet.

@Bonnie: Du mauerst
17.01.2013 von Elana

Hallo Bonnie

Das wirkt jetzt typisch wie bei den Angehörigen sehr überzogen :-)

Wovor hast Du Angst? Du mauerst spürbar. Bei Alexithymie wäre es eine echte Verständisbarriere gegenüber Gefühlen. Auch bei Deinem Problem mit Deinem Mann habe ich eher den Eindruck, dass Du bewusst gegenkompensierst mit "Mauern" gegen sein "Klammern". Also ziemlich normal, auch bei Nicht-Alexis. Du verwendest Eigensschaftswörter zu Deinem Mann wie "widerlich", "ekelhaft", das sind Gefühlswörter. Du fühlst durchaus - eben nur abgestoßen, Du machst zu, Du stößt weg. Jetzt auch hier in der Kommunikation. Das ist nicht vernünftig und damit auch nicht alexithym. Sei doch froh, dass Du normal bist. Ansonsten geh zum Facharzt. Denke auch an Deine Verantwortung Deiner Familie gegenüber. Irgendwie braucht es dazu auch die Bereitschaft, an sich selbst zu arbeiten, und nicht immer nur dem anderen die Schuld zu geben.

LG Elana

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